Lohnt sich das?

Lohnt sich das?

Der STANDARD-Podcast über Geld

Transkript

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00:00:05: Willkommen zu Lohntsichters, der Standard-Podcast über Geld.

00:00:21: Mein Name ist Melanie Reidel.

00:00:23: Viele von uns versuchen, mit Geld möglichst vernünftig umzugehen.

00:00:28: Jeder und jeder von uns hat so die eigene Art, wie er oder sie kostenbewältigt.

00:00:33: Viele machen sich Gedanken über größere Ausgaben.

00:00:37: Viele machen sich dann wiederum Gedanken übers Spanen oder auch zum Investieren.

00:00:41: Und dabei gibt es kaum ein Thema, das so viele Gefühle mit sich bringt wie Geld.

00:00:46: Das ist zum Beispiel Stress, Scham, Angst, Neid, für manche vielleicht auch stolz.

00:00:52: Und das merkt man dann oft schon ganz schnell, sobald eine finanzielle Belastung da ist.

00:00:56: Aber was macht Geld eigentlich so emotional aufgeladen und wie kann man vielleicht auch einen klareren Umgang damit erlernen?

00:01:03: Dazu habe ich heute Jennifer Brockerhoff bei mir zu Gast.

00:01:06: Sie ist Finanzberaterin im Bereich Nachhaltiges investieren und hat sich auch auf das Thema Geld und Emotionen spezialisiert.

00:01:13: Hallo Jennifer.

00:01:14: Hallo Melanie, danke für die

00:01:15: Einladung.

00:01:16: Davor aber noch ein kurzer Hinweis an dieser Stelle, liebe Zuhörende, ihr könnt uns gerne auf Spotify, Apple Podcast oder wo auch immer ihr gerne Podcasts hört abonnieren.

00:01:26: Dann verpasst ihr auch nie eine neue Folge von Lodsich Das.

00:01:30: Jennifer, welche Emotionen begegnet ihr bei den meisten Menschen, sobald ihr über Geld sprecht?

00:01:36: Also normalerweise ist Unsicherheit ein ganz großes Thema.

00:01:40: Meistens Unsicherheit auch, weil viele Menschen sich im Finanzthemen nicht so gut auskennen und Angst haben, Fehler zu machen.

00:01:48: Dann natürlich vielleicht auch das Thema Charme, weil wir ja ganz selten über Geld reden und wir nicht wissen im Vergleich zu anderen, wie wir dastehen und wir am liebsten nicht schlechter dastehen wollen.

00:02:00: Also das sind glaube ich so zwei ganz große Gefühle, die meistens in Verbindung mit Geld stehen und häufig auch dazu führen, dass wir noch weniger über Geld reden.

00:02:10: Und woran merkt man das im Alltag, zum Beispiel, noch bevor man jetzt wirklich Zahlen anspricht?

00:02:16: Es heißt, es gibt auch so verschiedene Tabu-Themen, über die wir am wenigsten reden und das ist einerseits am besten Politik und Religion, dann eben natürlich das Thema Sexualität und tatsächlich auch Geld.

00:02:29: Und das, obwohl Geld uns jeden Tag begleitet und Geld etwas ist, wo wir uns auch nicht vorverstecken können.

00:02:36: Und daher ist es umso wichtiger ist, dass wir nicht nur Geld eindimensional sehen, also als Recheneinheit, als eine Möglichkeit zu bezahlen oder ein Wertespeicher, sondern eben auch die Gefühle, die wir mit Geld verbinden, die wir alle mit Geld verbinden, einfach auch Raum geben dürfen.

00:02:56: Geld löst Emotionen aus, obwohl es, um der Anführungszeichen, die sieht man jetzt im Podcast nicht, aber obwohl es nur ein Mittel ist.

00:03:04: Aber welche Rolle spielen verschiedene Prägungen im Leben auch dabei?

00:03:09: Welche Emotionen das in uns auslöst oder welche Rolle spielt auch die Kindheit vielleicht?

00:03:14: Die Kindheit spielt eine sehr große Rolle.

00:03:16: Es ist ja meistens so, dass wir innerhalb der ersten zehn, zwölf Jahre schon die größten Erfahrungen mit Geld gesammelt haben und dass diese Erfahrungen uns für das spätere Leben prägen.

00:03:27: Und es ist schön, dass das ja nicht unveränderlich ist.

00:03:31: Das ist ja nicht Gott gegeben, sondern wir haben auch die Möglichkeit, über solche Gespräche unser Verhältnis zu Geld besser zu verstehen.

00:03:39: Man kann es auch die eigene Finanzbiografie nennen.

00:03:42: Und es ist Eigentlich eine schöne Übung, wenn man mal ein Blatt Papier nimmt und in Ruhe mal aufschreibt, was habe ich denn für Erfahrungen, was sind meine erste Erinnerungen an Geld?

00:03:54: Weil je nachdem, wie auch unsere Eltern über Geld gesprochen haben oder in der Familie gesprochen worden ist.

00:04:01: Oder welche Erfahrung haben wir mit Geld?

00:04:03: Es gibt auch Familien, die Unternehmer sind, wo vielleicht auch eine Firmenpleite gewesen ist oder wo Geldverlust an der Börse.

00:04:12: Ein Bestandteil, vielleicht auch Erfahrung von älteren Generationen der Fall ist, was dann wiederum uns prägt für das spätere Leben.

00:04:20: Und das nehmen wir unbewusst auf und handeln dann eben sprechen danach.

00:04:25: Viele schämen sich aber auch zum Beispiel über Geld zu ridden, selbst wenn sie okay dastehen, also selbst wenn sie gut situiert sind.

00:04:30: Woher kommt dann das eigentlich?

00:04:32: Ja, das ist ganz spannend.

00:04:33: Ich denke mal, es hängt auch ein bisschen davon ab, mit wem ich mich unterhalte.

00:04:37: Also wenn ich in einem Kreis bin von Menschen, die ähnlich soituiert sind, dann wird es vielleicht einfacher fallen.

00:04:43: Das heißt ja, wir sind ja im Schnitt, also der Durchschnitt von den fünf Menschen, mit dem wir uns am meisten auch zusammensetzen oder unsere soziales Leben führen, intellektuell, wie emotional.

00:04:54: finanziell und je nachdem in welchem Kreis ich mich bewege, da werde ich mich auch wohl fühlen.

00:04:59: Sobald ich vielleicht meinen sozialen Kreis auch verlasse, egal ob es jetzt Menschen sind, die vermögender sind oder eben auch weniger vermögend, dann wird mit Sicherheit auch da, dass die Rätseligkeit über Geld weniger werden.

00:05:12: Ja,

00:05:12: finanzielle Sicherheit ist ja von vielen das große Ziel oder ist auch ein wichtiges Ziel, aber da wird oft bei Menschen so ein innerer Druck, also kommt sein innerer Druck hoch.

00:05:22: Und welche Emotionen können dabei entstehen und wodurch entstehen die dann?

00:05:27: Also es gibt ja im Wesentlichen drei Geldprojektionstypen, weil wir projizieren auf Geld das, was wir am liebsten haben möchten, aber andererseits auch das, was wir ablehnen.

00:05:38: Und der eine Projektionstyp wird sehr negative Dinge mit Geld verbinden.

00:05:43: Zum Beispiel Geld stinkt, mit Geld hört die Freundschaft auf.

00:05:46: Ich muss sehr hart für Geld arbeiten.

00:05:48: Und das werde Menschen sein, die eher Geld nicht anziehen, sondern eher das Gegenteil, also eher Geld dann von sich weg schieben, unbewusst oder auch indirekt.

00:05:58: Das heißt auch, wenn Erbschaften um die Ecke kommen oder man größere Verdienste hat oder Schenkungen oder vielleicht sogar irgendwie ein Lotto gewinnen.

00:06:06: dann wird man dazu geneigt sein, dieses Geld nicht anzuhäufen weiter, sondern zu sagen, ich verbinde da negative Dinge mit und irgendwie möchte ich das nicht so groß in meinem Umfeld haben.

00:06:15: Das hört sich vielleicht ein bisschen crazy an, aber es gibt ja auch einen Grund, warum Lotto-Millionäre, siebzig Prozent davon, ach, ihrem Lotto gewinnen nach drei Jahren genauso finanziell dastehen wie vorher, wird ja auch im psychologischen Grund haben.

00:06:27: Und dann gibt es diejenigen, die genau das Gegenteil haben, unbewusst, dass die sagen, ich verbinde Freiheit und Sicherheit mit Geld.

00:06:35: und ich muss ganz viel von dieser magischen Substanz weiter anhäufen, damit ich eben Freiheit und Sicherheit in meinem Leben habe.

00:06:43: und die projizieren eben genau diese Eigenschaften auf Geld, statt diese Selbstwirksamkeit zu spüren, zu wissen, okay, ich habe eine Sicherheit in mir selbst, indem ich zum Beispiel eine bestimmte Berufstätigkeit ausüben kann oder in einem sozialen Umfeld gebetet bin, wo ich weiß, wenn ich Schwierigkeiten habe, dass ich mich auf diese Menschen verlassen kann.

00:07:03: Und dann gibt es ja eben diesen Michttyp, der immer so schwankt zwischen positive und negative Eigenschaften auf Geld.

00:07:10: Und das sind, ich denke mal, die meisten Ansprechen von uns.

00:07:14: Einerseits wissen wir, dass wir Geld brauchen, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen.

00:07:18: Und andererseits, wenn wir das dann haben, kommt vielleicht sogar das schlechte Gewissen.

00:07:22: Ich muss aber das dann auch irgendwie spenden oder andere Menschen helfen.

00:07:27: Oder es ist vielleicht unfair, dass ich jetzt so viel habe und anderen sprechend nicht.

00:07:31: Gerade Menschen, die sozial ökologisch engagiert sind, haben dein sehr ambivalentes Verhältnis zu Geld.

00:07:37: Was sind denn typische Sätze, die Menschen über Geld sagen?

00:07:41: Was hörst du da öfters?

00:07:42: Was verrät dann etwas auch über ihren Selbstwert, über ihre Identität, also über sie als Mensch sozusagen?

00:07:49: Er gelt es ja ein wunderbarer Spiegel unserer Persönlichkeit.

00:07:53: Und das hört sich auch vielleicht erst mal verrückt an.

00:07:55: Aber so wie wir über Geld reden, zeigt ja eben auch, wie wir im normalen Leben, in bestimmte Situationen, im Umgang sind mit anderen Menschen oder auch mit anderen Situationen.

00:08:06: Also wenn zu Hause immer gesagt wird, reiche Menschen sind die anderen oder wie gesagt, dieses Geld muss man hart arbeiten oder Geld stinkt.

00:08:15: Beispielsweise, das sind ja eben Dinge, die dann zeigen, dass kein... positiver Umgang mit Geld gewesen ist und das dann im Zweifel Geld immer wieder mehr angehäuft wird bei den Menschen, die sowieso schon eben sehr verbögend sind, weil die ja wie ein Magnet weiter eben entsprechend Geld anziehen.

00:08:34: Also es gibt so diese ja fast diese unbewussten Magnetfelder zu dem Thema, die aber nicht per se von Geld hergestellt werden, sondern einfach durch unser Verhalten und unsere Denkweise über Geld.

00:08:48: Was auch viele von sich behaupten, was man immer wieder hört, den Satz Ich kann nicht mit Geld umgehen.

00:08:54: Was bedeutet das überhaupt?

00:08:55: Also auf die meisten Menschen trifft es vielleicht gar nicht zu.

00:08:58: Ich meine, man lernt jetzt auch nicht in der Schule, für was gebe ich wann, wie Geld aus.

00:09:03: Das muss man dann irgendwie im Leben selber lernen.

00:09:06: Was würdest du sagen?

00:09:07: Also was heißt dieser Satz überhaupt?

00:09:09: Ich kann nicht mit Geld umgehen.

00:09:11: Das ist auch dieses Thema Unsicherheit.

00:09:13: Meistens, weil wir nicht gelernt haben,

00:09:16: wie

00:09:17: zum Beispiel das Veranlagen von Geld geht.

00:09:19: Wie geht man am besten mit Versicherungen um?

00:09:22: Wie spart man am besten außerhalb eines Sparbuches beispielsweise?

00:09:26: Und wenn dann, dass es wie so ein Muskel, der trainiert wird, wenn ich nicht von vornherein immer so kleine Übungen mache in meinem Finanzfitnessstudio sozusagen, dann werde ich diesen Muskel natürlich nie weiter trainieren.

00:09:39: Dann wird er natürlich immer so schlaff bleiben, wie er von Anfang an gewesen ist.

00:09:44: Und das führt dazu, dass Menschen meinen, zum Beispiel meine Eltern konnten nicht gut mit der Eltern umgehen und deswegen kann ich es entsprechend auch nicht.

00:09:51: Also da werden Dinge wieder übernommen, die wie gesagt nicht von vornherein so festgelegt sind, sondern die immer veränderlich sind.

00:10:00: Es ist vielleicht auch ein bisschen eine, kann auch eine Ausrede sein, aus Bequemlichkeit, weil das ist ja unangenehm, sich damit auseinanderzusetzen, wie viele Menschen haben Lust, ein Finanzbruch auf dem Lachtig zu legen und da zehn Seiten abends zu lesen, statt irgendwo ins oder sowas zu scrollen.

00:10:16: Es ist natürlich auch eine Art von Bequemlichkeit, das nicht zu tun.

00:10:20: Aber grundsätzlich verhindert das auch, dass wir selbst in unsere Kraft kommen, in unsere Selbstwirksamkeit und dass wir die Dinge selbst in die Hand nehmen.

00:10:31: Also es gibt ja auch dieses Vermeidungsverhalten.

00:10:33: Es gibt ja viele Menschen, die schauen gar nicht auf ihr Konto.

00:10:36: Die bekommen da gleich Angstgefühle, wenn sie da die, zum Beispiel, Online-Banking-App öffnen müssen.

00:10:42: Was steckt denn da auf der Hinter?

00:10:44: Andere wiederum geben vielleicht unkontrolliert Geld aus oder kaufen sich impulsiv Dinge.

00:10:49: Und wie du es vorher schon angesprochen hast, meistens ist nicht direkt das Geld der Auslöser, sondern im Endeffekt kommt es danach dazu, wie man dann mit Geld umgeht.

00:10:58: Also das habe ich ein schönes Beispiel.

00:10:59: Da muss ich an meine Finanzberaterin Tätigkeit denken.

00:11:03: Ich hatte mal eine Ärztin, die wirklich ganz A-Geschichten im Krankenhaus.

00:11:08: gearbeitet hat und sie sagte zu mir in der Beratung eigentlich müsste neben dem Krankenhaus so ein Handtaschenladen sein für ganz teure Handtaschen, weil dann würden alle Ärztinnen danach nach ihrer Schicht dort einkaufen gehen.

00:11:23: Und jetzt, wo ich mich viel tiefer mit dem Thema Finanzpsychologie beschäftigt habe, verstehe ich diesen Satz viel besser.

00:11:30: Weil, was sie indirekt damit gesagt hat, ist, dass sie ja sehr unzufrieden war mit ihrer Tätigkeit in der Form.

00:11:37: Also es war nichts, wo sie Erfüllung gespürt hat im Job, sondern es war reiner, purer Stress.

00:11:43: Und um ein Ausgleich zu haben, eine Art Belohnung, das ausgehalten zu haben, braucht sie ein Gegenstück, ein Glücksgefühl.

00:11:51: Und dieses Glücksgefühl wäre dann der Konsum.

00:11:54: Und so funktioniert natürlich auch unser kapitalistisches System, dass wir zugeeicht werden.

00:12:00: dass wir Dinge ja benötigen, damit wir glücklich sind.

00:12:03: Und da fallen wir natürlich reinweise nach wie vor drauf rein.

00:12:07: Und genau so ist es so.

00:12:09: ein Beispiel zu dem Thema Selbstwert.

00:12:12: Also wenn ich in dem Moment auch mein Selbstwert mit Geld verknüpfe, was passiert, wenn auf einmal Geld nicht mehr vorhanden ist, durch eine Insolvenz, durch irgendwelche geopolitischen Situationen, die in der Welt ja auch anderswo passieren, wo Menschen das erleben.

00:12:29: passiert in dem Moment mit meiner Identität.

00:12:32: Und das ist ein ganz wichtiger Faktor zu sehen, wie viel von meinem Selbstwert knüpfe ich an Geld und wie oft konsumiere ich, um ein gutes Gefühl zu bekommen, um irgendwas anderes zu kompensieren, was in meinem Leben eben nicht gut läuft, wie bei jeder Sucht.

00:12:47: Das wird dann immer verstärkter und verstärkter und das ist ein Teufelskreis, den man am besten auch irgendwie unterbricht.

00:12:54: Das heißt, wir müssen uns selber kennenlernen, wir müssen Üben, also das ist ähnlich wie vielleicht in einer Psychotherapie auch, aber ohne jetzt sagen wir in einem Selbstoptimierungswahn zu verfallen, ich muss jetzt alles perfekt machen und ich muss jetzt meine Finanzen sofort im Griff haben.

00:13:11: Was kann ich denn tun, um mein Problem zu erkennen und mir die Situation etwas einfacher zu machen?

00:13:18: Ich würde das gar nicht Problem lernen, weil das hört sich immer so negativ an, sondern ich würde das eher wie so kleine Gold-Nuggets nennen.

00:13:25: Also die Trigger, die wir haben in Bezug auf Geld.

00:13:28: Also wenn wir Neid verspüren, wenn ein Kollege eine Gehaltserhöhung hat oder eine Kollegin oder wenn jemand auf einmal ein größeres Auto hat oder sonstiges, das sind ja immer kleine Hinweise darauf, was in uns... los ist.

00:13:44: Und warum ist das so?

00:13:46: Also nicht nur zu spüren, warum triggert mich das, sondern was kann ich aus diesem Trigger entsprechend lernen?

00:13:52: Und wenn wir das so sehen, ist es ja fast wie immer so kleine Geschenke, die uns entgegen kommen, weil ich glaube, dass niemand von uns frei von Trigger sein wird das ganze Leben lang.

00:14:04: Das heißt, wir sind ja immer in so einem Lernprozess, warum wir bestimmte Dinge so tun, wie wir sie tun, bevor wir diese vielleicht verändern.

00:14:12: So würde ich das entsprechend sehen.

00:14:13: Es hilft uns einfach, unsere Persönlichkeit und unser Innerstes besser zu verstehen, weil wir lernen ja im Finanzwesen ja häufig das Gefühl quasi ja gar nicht zu Geld gehören.

00:14:24: Und es ist mit Sicherheit eben auch, weil das Finanzwesen ja immer noch ein sehr männlich dominierter Bereich ist, wenn wir das Wort Patriarchat gerne jetzt in dem Zusammenhang auch mal in den Mund nehmen wollen, führt es ja dazu, dass ja auch gerade Männer von ihren Emotionen quasi desensibilisiert werden.

00:14:42: und wenn man diese Zusammenhänge entsprechend sieht.

00:14:45: Das heißt also, wenn bewusst eben das ganze Thema Gefühle dürfen hier kein Raum finden, im Finanzwesen nach wie vor sehr stark verankert ist, dann ist es kein Wunder, dass wir selten Geld und Gefühle zusammen denken.

00:14:58: Ja, weil du gerade sagst, Gefühle haben bei Geld keinen Platz.

00:15:03: Investieren wiederum ist ja häufig auch mit Emotionen verbunden, also gerade auch an der Börse.

00:15:09: Also entweder auch Angst oder Gear oder ja, impulsive Handlungen Fear of missing out zum Beispiel kann auch dazu gehören.

00:15:18: Und wie trifft man denn vernünftige oder gute Entscheidungen, wenn das Gefühl trotzdem so viel mitspielt?

00:15:24: Also wir treffen ja Entscheidungen aus drei Bereichen, aus Ratio, also aus dem Verstand, dann eben auch aus Gefühlen und aus unserer Intuition.

00:15:32: Und in bestimmten Bereichen oder bestimmte Entscheidungen wird ein Bereich dominanter sein als der andere und dann macht es Sinn, die anderen Bereiche auch mal mit zu berücksichtigen.

00:15:44: Das heißt, gerade im Bereich Investieren sehen wir ja, wenn die Börse fällt und alle anfangen zu verkaufen, dann ist man ja geneigt, genau diesem Herdentrieb hinterher zu rennen, auch zu verkaufen, ohne dass es sinnvoll ist.

00:15:55: Das heißt, der Verstand wird dann ausgestaltet und die Gefühle haben übermäßig Platz.

00:16:01: Und da macht es Sinn, innezuhalten, zu überlegen, was ist meine Strategie, warum habe ich das Ganze gemacht?

00:16:07: Im besten Fall hat man vorher sich ja mit dem Finanzmarkt auseinandergesetzt, kennt die Mechanismen, wie das entsprechend funktioniert und weiß dann, okay, ich muss jetzt mal durchatmen, ich muss den Lärm mal auch schalten, der gerade in den Zeitungen und auf den ganzen Medienplattformen mich anbrüllen und wissen, okay, meine Strategie ist fundiert, die ist langfristig, also bleibe ich entsprechend bei meiner Entscheidung.

00:16:32: Das heißt, wir sehen ja, dass wir ja genau... diese Gefühle haben, auch in Bezug auf Geld, nur dass wir diese Gefühlswelt auch mal ein bisschen weiter öffnen dürfen.

00:16:42: Wenn wir jetzt einen Schritt noch mal zurückgehen und versuchen, unsere eigene Geldbeziehung zu verstehen und man sich vielleicht noch gar nicht damit beschäftigt hat davor, welche Alltagssituationen zeigen wir denn, wie ich zu Geld stehe oder welche Emotionen ich bekomme?

00:16:59: Ich glaube, hilfreich wäre es, wenn wir das nächste Mal in Bezug auf Geld irgendein Trigger verspüren also wie gesagt das Thema Neid oder das Thema große Freude, wenn irgendwie wir eine große Schenkung oder irgendwas in der Art bekommen.

00:17:15: Also jedes Mal, wenn wir spüren, auch eben auch körperlich, dass Geld irgendwas in uns auslöst, dass wir da vielleicht das einfach mal aufschreiben, wann ist das gewesen, in welchem Zusammenhang und dann einfach mehr festzustellen, okay, in welcher Bewusstseinsebene bin ich hier gerade unterwegs, weil das ist ja auch diese große Unterschied zwischen Unterbewusstsein, Money Mindset und Projektionen.

00:17:37: Das fände ich ganz hilfreich, das zu verstehen, weil meistens haben wir ein Gefühl und dann versuchen wir das zu unterdrücken.

00:17:44: Dann ist es hoffentlich weg und dann kommt es erstmal nicht wieder.

00:17:47: Aber dann zu verstehen, warum ist es jetzt gerade so aufgeploppt?

00:17:49: Das hilft uns dann auch in zukünftigen Situationen anders uns zu verhalten.

00:17:54: Also vielleicht auch so ein Erleichterungsgefühl, wenn man zum Beispiel jetzt zu Weihnachten zum Beispiel oder vielleicht bei dem anderen jetzt der Geburtstag bevorsteht, einen Gutschein bekommt oder ein Geld geschenkt und sich denkt, das habe ich wirklich gebraucht oder irgendwie eine Erleichterung da ist.

00:18:08: Zum Thema Weihnachten vielleicht nur kurz, also warum ist Geld vielleicht auch so oft ein Streitthema mit der Familie oder auch in Beziehungen zum Beispiel?

00:18:16: Oder auch mit Freunden, wenn man das Gefühl hat, man hat so viel gegeben, man bekommt vielleicht nichts zurück oder Erbschaften, immer ein ganz ganz großes Thema.

00:18:24: Warum streiten wir uns so viel um Geld?

00:18:26: Es ist

00:18:26: ein super spannendes Thema und in Beziehungen, glaube ich, sollte viel mehr darüber gesprochen werden, weil wenn wir über diese drei Geldprojektionstypen sprechen, dann wäre es ganz sinnvoll am Anfang einer Beziehung festzustellen, was bin ich eigentlich für ein Geldprojektionstyp?

00:18:42: Weil wenn der Typ, der eher negative Eigenschaften auf Geld projiziert, mit dem man zusammenkommt, der sehr positive Eigenschaften auf Geld projiziert, dann kann es entsprechend dazu führen, dass es schnell Streit gibt.

00:18:54: Und dann fragt man sich, warum.

00:18:56: Weil dann wird man die Verhaltensweisen, dann gegenseitig sich an den Kopf knallen sozusagen und dann ist man sehr schnell persönlich betroffen, ohne zu verstehen, warum jemand so handelt.

00:19:08: Und deswegen finde ich das in der Paarbeziehung extremst wichtig, dass das sehr früh angesprochen wird, also gerade, dass wir unterschiedliche Geldprojektionstypen haben.

00:19:20: In Familien, gerade bei Erbschaften, schwingt ja auch immer mit, gerade wenn es mehrere Geschwister gibt.

00:19:27: Im Erbfall schwingt ja fast die ganze Kindheit wieder mit.

00:19:30: In dem Moment, wo ich das Gefühl habe, vielleicht weniger Erbe zu erhalten oder es sind bestimmte Erbstücke, die ein Geschwisterteil von mir bekommt und ich nicht, dann können vielleicht auch gefühlte Ungerechtigkeiten aus der Kindheit wieder aufploppen.

00:19:48: und dazu führen, dass wir irrational, unfreundlich oder eben auch richtig böse uns äußern.

00:19:56: Und dann wird der eine oder andere vielleicht denken, das ist ja völlig... überbordend, also völlig überproportional wie derjenige reagiert.

00:20:03: und häufig sind es ja irgendwelche gefühlten Ereignisse, die von früher auf poppen, die genau das Widerspiegeln in Erinnerung bringen und dazu führen, dass wir uns auf eine Art und Weise verhalten, die wahrscheinlich der Situation nicht entsprechend sinnvoll wäre.

00:20:20: Was wäre denn ein kleiner Schritt für unsere Hörerinnen und Hörer, die vielleicht merken, jetzt fängt der Stress an?

00:20:27: Das stresst mich gerade.

00:20:29: Was soll ich dann im ersten Moment tun?

00:20:31: Innerhalten, durchatmen.

00:20:32: Das ist, glaube ich, in jeder Situation, was echt schwer ist.

00:20:36: Also das fällt mir auch in manchen Situationen schwer.

00:20:39: Das ist wirklich erstmal First Aid sozusagen in dem Moment.

00:20:44: Und dann das zu notieren, wenn es möglich ist.

00:20:48: Und diese Übung, die eigene Finanzbiografime aufzuschreiben, wirklich auch ein Diener Vierblatt zu nehmen oder mehrere und einfach wirklich unverblüht für sich selbst, ohne auf Rechtschreibung und Punkt und Kommersetzung zu achten, alles runterzuschreiben und dann wirklich immer, wenn das Wort Geld auftaucht, das anzumarkieren und dann zu sehen, was für Wörter stehen dann in dem Zusammenhang.

00:21:15: Und das hilft wirklich, ein besseres Bewusstsein zu bekommen über das eigene Verhältnis zu Geld, weil Geld ja grundsätzlich neutral ist.

00:21:23: In diesem Zusammenhang, Geld ist es ja völlig wurscht, was wir darüber denken.

00:21:27: Und indem wir diese Übungen machen, schaffen wir einfach noch eine weitere Ebene des Bewusstseins über unser Verhalten zu Geld und natürlich auch unsere Beziehung zu Geld mit anderen.

00:21:38: Und ich mache diesen Beruf als Finanzberater schon seit twenty-fünf Jahren.

00:21:43: Aber die Ausbildung, die anderthalbjährige, die ich gemacht habe in dem Bereich Finanzpsychologie, war so eye-opening.

00:21:50: Nach so vielen Jahrzehnten im Finanzbereich, wo ich gesagt habe, meine Güte, warum haben wir es eigentlich nie geschafft, diese Sichtweise zu öffnen?

00:21:59: Weil einfach so viel Potenzialer drin liegt und man ist erachtens eben auch, wie wir im Umgang miteinander in der Gesellschaft sind.

00:22:05: Ja, viele Geldentscheidungen sind nicht sofort gut oder sofort schlecht, aber sie kommen ... Meist von einer Emotion.

00:22:12: Je mehr wir uns damit beschäftigen und uns auch kennenlernen, desto eher können wir auch für uns klug handeln und auch für uns bessere Entscheidungen treffen.

00:22:21: Jennifer, danke dir für den Besuch im Studio und für das spannende Gespräch.

00:22:26: Sehr gerne.

00:22:27: Liebe Hörerinnen und Hörer, euch ebenfalls vielen Dank fürs Reinhören wieder einmal.

00:22:32: Und wenn es euch auch diesmal gefallen hat, dann freuen wir uns, wenn ihr uns weiter empfehlt.

00:22:38: Gebt uns auch gerne eine gute Bewertung auf Spotify, Apple Podcasts oder wo auch immer ihr uns gerne hört.

00:22:43: Und schickt uns gerne Feedback und Fragen an Podcast at der Standard AT.

00:22:47: Wir freuen uns immer.

00:22:49: Diese Folge wurde produziert von Christoph Neuwirt.

00:22:52: Ich bin Melanie Reidel.

00:22:53: Ciao

00:22:54: und bis zum nächsten Mal.