Lohnt sich das?

Lohnt sich das?

Der STANDARD-Podcast über Geld

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00:00:17: Willkommen zu LohnsichDas, der Standard-Podcast über Geld.

00:00:20: Mein Name ist Natascha Eckert.

00:00:22: Heute geht's um etwas, das in Österreich heilig ist und in anderen Ländern bereits abgeschafft wurde, das Bargeld.

00:00:28: Wir machen einen Ausschlag in den Norden Europas nach Schweden, aber nicht nur, Spanien würde auch vorkommen.

00:00:33: In Schweden zückt man eigentlich nur noch die Kreditkarte, um zu bezahlen, vom Café bis zum großen Einkauf.

00:00:39: Aber, ausgerechnet dort, rief der schwedische Notenbankchef, Anfang Oktober die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, wieder Bargeld zu verwenden.

00:00:47: Wie das?

00:00:48: Warum, woher kommt der Sindeswandel?

00:00:50: Das kläre ich heute alles mit zwei Kolleginnen des Standards.

00:00:53: Und zwar Regina Brokner, Redakteurin im Wirtschaftsressort des Standards.

00:00:57: Und Isabella Hein, sie ist Praktikantin im Wirtschaftsressort.

00:01:00: Hallo, schön, dass ihr da seid.

00:01:02: Hallo.

00:01:02: Hallo.

00:01:02: Hallo.

00:01:03: Bevor wir anfangen, hier ein wichtiger Hinweis.

00:01:05: Es lohnt sich uns auf Spotify, Apple-Podcast oder auch E-Mail-Podcaster zu abonnieren.

00:01:09: Dann verpasst ihr nie eine neue Folge.

00:01:12: So, ihr zwei.

00:01:13: Aber noch mal zurück auf Anfang.

00:01:14: Könnt ihr ein bisschen erklären, wie die Zahl-Situation in Schweden grad überhaupt aussieht momentan?

00:01:19: Ja, Natascha, du bist ein bisschen vorgeprescht.

00:01:22: Du hast dort das Bargeld schon abgeschafft.

00:01:24: Ganz so ist es natürlich nicht.

00:01:28: Aber wer schon einmal in Schweden war, dem ist wahrscheinlich auch aufgefallen, dass dort die Mehrheit so bezahlt wie bei uns die Minderheit.

00:01:37: Also das Handy ans Terminal im Geschäft.

00:01:40: Wenn man einen Bekannten einen Betrag überweist, geht das von Handy zu Handy mit einer sehr beliebten App und die heißt Zwisch.

00:01:49: Und wenn man im Caféhaus einen Café bezahlt, dann bezahlt man auch kleine Beträge mit Handy oder eben mit Karte.

00:01:59: Also im Grunde genommen ist es dort relativ umgekehrt zu uns.

00:02:04: Bei uns heißt es ja oft Cash Only.

00:02:07: In Schweden ist das Gegenteil der Fall und dort ist das bei den jungen Menschen genauso verbreitet wie bei den Alten.

00:02:15: Die haben oft einfach gar kein Bargeld mehr eingesteckt.

00:02:18: Wie gesagt, das ist nicht nur in Schweden so, sondern auch in anderen nordischen Ländern.

00:02:23: Und ich habe mal einen jungen Mann aus Dänemark getroffen, der nach Österreich gezogen ist und der war eigentlich ziemlich oft ziemlich konsterniert, weil er halt nicht wie in Schweden ohne Bargeld unterwegs sein konnte.

00:02:36: Im Gasthaus war es so, dass man gesagt hat, na, kleinen Betrag mit Karten, na, nie und nimmer.

00:02:42: Im Geschäft steht dann Rechnung unter zehn Euro nicht mit Karten bezahlen.

00:02:48: Also im Grunde genommen ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht.

00:02:51: Und warum ist es eigentlich so?

00:02:53: Warum will denn hierzulande niemand vom Bargeld abrücken?

00:02:56: Na ja, zum Abrücken vom Bargeld gibt es ja schon Interessen.

00:02:59: Also zum Beispiel die Zahlungsdienstleister und Konzerne wie... Mastercard, Visa, PayPal wollen ja ihre Dienste auch in Österreich verkaufen und auch die Österreicher wechseln, wenn auch langsam immer mehr in Richtung Kartenzahlung, also immerhin, thirty-fünf Prozent der Zahlungen werden mit Karte oder Handy getätigt in Österreich.

00:03:17: Abschaffen will es trotzdem kaum jemanden.

00:03:19: Wir wollen trotzdem die Möglichkeit haben, mit Bargeld zu bezahlen.

00:03:23: Und das ist so ähnlich wie in Deutschland.

00:03:24: Das hat bei uns eine lange Geschichte.

00:03:26: Wir haben eine emotionale Verbindung zum Bargeld im Endeffekt.

00:03:29: Und in Schweden waren sich da eben die Banken und die Politik schon früher einig, dass sie weniger Bargeld im Umlauf haben wollen im Land.

00:03:37: Da wurden dann auch recht rigoros eigentlich die Strenge gezogen, weg vom Bargeld.

00:03:42: Es wurden Bankomaten abgebaut.

00:03:44: Es war weniger Bargeld im Umlauf und es gab im Regel recht Kampagnen pro Karte.

00:03:49: Das beste Beispiel hierfür sind zum Beispiel Parkautomaten.

00:03:53: Da waren auch die Schweden am Anfang nicht sofort davon überzeugt, dass man Parkautomaten nicht mehr mit Münzen bezahlen kann, sondern eben nur mit der Karte.

00:04:00: Gerade

00:04:01: bei Parkautomaten finde ich das eigentlich gut ohne Münzen zu haben.

00:04:04: Ich habe nie Münzen.

00:04:06: Genau, also Parkautomaten sind immer ein gutes Beispiel dafür, wo Bargeld eigentlich schnell abgeschafft werden konnte.

00:04:12: Sie sind auch ein gutes Beispiel dafür, wie viel Bargeldhändling eigentlich kostet.

00:04:16: Weil natürlich muss aus den Parkautomaten jemand die Münzen herausholen und zur Bank bringen und das kostet alles Geld.

00:04:21: Und auch in einem Geschäft muss man eben Wechselgeld vorhalten.

00:04:24: Man muss das Geld davor von der Bank holen.

00:04:27: Es sind einfach mehr Kosten damit verbunden.

00:04:31: Genauso wie das Thema Sicherheit.

00:04:32: Das ist immer eine große Frage gewesen.

00:04:34: Ist Bargeld sicherer?

00:04:35: Ist die Kartenzahlung sicherer?

00:04:37: Bargeld kann man natürlich leichter verlieren und man kann leichter beraubt werden.

00:04:41: Das sind wir Österreicher sehr vorsichtig.

00:04:43: Und ein weiterer Aspekt ist die Transparenz.

00:04:46: Also in Österreich ist zum Beispiel auf die Debatte über das Schwarzgeld auch im Zusammenhang mit Bargeld.

00:04:52: Und Österreich gilt da als weniger transparent als Schweden bzw.

00:04:56: die nordischen Länder.

00:04:58: In manchen Branchen in Österreich wurde eben lange viel mit Schwarzgeld erwirtschaftet.

00:05:03: Und das geht natürlich am besten bar.

00:05:05: Also wer pushed will bekanntlich sein Geld bar auf die Hand bekommen.

00:05:08: Und das sind die nordischen Länder anders.

00:05:11: Die sind eher für Transparenz bekannt und dafür, dass es da eben nicht so viel Schwarzgeschäft gibt und sie sind generell bekannt als weniger Korruptionsanfällig.

00:05:22: Das heißt, im Endeffekt ist das eine Mischung aus den ganzen Faktoren, die ich jetzt genannt habe.

00:05:27: Es gibt in Österreicher mittlerweile auch Bargeldobergrenzen und auch das Rad der Zeit bleibt in Österreich einfach nicht stehen.

00:05:33: Es gibt technische Innovationen, sei es von IT-Riesen und kleinen Startups, aber auch Banken und Handel, die eben das Thema aufgreifen, weil Bargeldhandling teurer wird.

00:05:43: Also das Österreich war ein Schwarzarbeitabrück, das glaube ich auch noch nicht.

00:05:46: Deshalb ein ganz großer Faktor, glaube ich, warum wir noch nicht die Karte als einziges Zahlungsmittel sehen, denke ich.

00:05:54: Aber jetzt zurück nach Schweden.

00:05:56: Es ist ja schon interessant, dass jetzt, wo sie das alles forciert haben, dass man möglichst alles online digital mit Karte bezahlt, jetzt wieder zurück rudern.

00:06:06: Gab es da irgendwie ein Vorfall?

00:06:07: Oder woher kommt das in das Wandel?

00:06:09: Naja.

00:06:10: Im Großen ist es natürlich die geopolitische Frage, also die nordischen Länder, die baltischen Staaten, die haben ganz große Sorge, weil sie halt auch so eine Nähe zu Russland haben.

00:06:23: Aber es gab und gibt immer wieder Vorfälle und da müssen wir jetzt eigentlich gar nicht nach Schweden gehen, sondern die gibt es auch bei uns mehr oder weniger klein, also Ausfälle bei einzelnen Banken, wo man dann mehrere Stunden nicht bezahlen kann, kein Geld abheben kann.

00:06:39: Gab es bei uns im Vorjahr wegen

00:06:41: Cyberangriffen?

00:06:42: Das wurde dann nicht geklärt, aber es dürfte kein Cyberangriff gewesen sein.

00:06:47: Das ist halt immer das Erste, das sozusagen auf die Liste kommt.

00:06:53: Im Grunde genommen sind es einfach technische Ausfälle zum Teil.

00:06:56: Die teilen wir ja alle, die technischen IT-Probleme.

00:06:59: So ist es, aber so genau lassen sich die Banken natürlich da nicht in die Karten schocken.

00:07:03: Das ist eh ganz klar.

00:07:06: Was wirklich ein Problem ist, sind dann halt so große Themen wie ein Stromausfall, dieser großflächige Stromausfall, den es in Schweden und Portugal heuer gegeben hat.

00:07:17: Also das ist schon ein ganz anderes Kaliber.

00:07:20: Da hat es nämlich ein riesiges Chaos gegeben mit Verkehr, mit Telekommunikationen.

00:07:25: Es sind auch Menschen ums Leben gekommen.

00:07:28: Und die Dänen hatten heuer im Sommer so einen dreistündigen Ausfall des Zahlungsdienstleisters.

00:07:36: Und da war ein ganz großes Beispiel, wie schlimm das für die Leute sein kann, obwohl es nur drei Stunden waren, weil die haben ja diese große Brücke, die Ost und West Dänemark verbindet.

00:07:48: Und dort gibt es natürlich Mautstellen, die Menschen bezahlen vorwiegend digital.

00:07:54: konnten nicht digital, bezahlen die Schrankensinn nicht hochgegangen.

00:07:57: Es gab urlange Schlangen und da hat es auch ziemlich chaotische Szenen gegeben.

00:08:03: Also da dürften, wie man so in einschlägigen Foren nachlesen kann, dürften die Leute wirklich auch das Brückenpersonal angegangen sein.

00:08:12: Also da ist im Ernstfall einmal der Firmnis der Zivilisation schnell ab.

00:08:19: Und jetzt möchte ich mir gar nicht vorstellen, wenn so etwas zwei Tage dauert.

00:08:23: Aber jetzt ruft ja nicht nur der Chef der schwedischen Notenbank zur Bargeldverwendung auf, sondern sogar die schwedische Zivilschutzbehörde.

00:08:30: Also wieso denn das?

00:08:31: Ich meine, ich verstehe den Blackout-Gefahr,

00:08:32: aber

00:08:33: das klingt jetzt doch etwas schlimmer

00:08:35: noch.

00:08:36: Genau, das ist grundsätzlich nicht nur schwedenspezifisch.

00:08:38: Das kann natürlich alle Länder betreffen.

00:08:41: Im Endeffekt, wenn es keinen Strom gibt, dann gibt es natürlich keinen Zahlungsverkehr.

00:08:45: Die Geldausgabeautomaten funktionieren nicht.

00:08:48: Ohne Internet gibt es keine Kartenzahlung.

00:08:51: Und es kann im Endeffekt eben viel passieren, viel mehr noch als die Cyberangriffe, vor denen die nordischen Länder jetzt sehr große Angst haben.

00:08:59: Es kennt wahrscheinlich jeder das Problem, wenn die Bank IT Probleme hat, dann kann man vielleicht nicht auf sein Konto zugreifen.

00:09:05: Man sieht seinen Konto-Stand nicht.

00:09:06: Eventuell... führen Stromausfälle in den schlimmsten Fällen zu technischen Problemen und zu Internetausfällen.

00:09:13: Und da gilt es eben, dass man Bargeld zu Hause hat.

00:09:16: Also da empfiehlt zum Beispiel auch der Zivilschutzverband in Österreich zusammen mit der österreichischen Nationalbank dazu, dass man für eine Krisensituation pro Familienmitglied hundert Euro Bargeld zu Hause hat.

00:09:28: Und zwar am besten in kleinen Stückelungen und auch an einem sicheren Ort, dass man das lagert.

00:09:33: Das heißt, wenn dann eben zum Beispiel Bankomaten nicht funktionieren, dass man trotzdem Bargeld hat, dass man da mit bezahlen kann.

00:09:39: Es gibt ja tatsächlich auch Beispiele, wo Konten von Personen tatsächlich gesperrt wurden, also Zahlungskonten, Microsoft Teams Konten, alles Mögliche.

00:09:48: Aufgrund von politischer Spannung, habt ihr da vielleicht ein, zwei Beispiele?

00:09:52: Genau, solche Kontensperrungen gibt es natürlich, aber man muss das abgrenzen.

00:09:56: Es gibt es natürlich nicht für den Otto-Normal-Verbraucher.

00:09:58: Banken müssen aufgrund von Anordnung von Behörden bei Sanktionen eben gewisse Konten sperren bzw.

00:10:06: Sanktionen umsetzen.

00:10:07: Das betrifft in Österreich zum Beispiel russische Personen.

00:10:11: Ein Beispiel hier war, dass vor Jahren auch ein russischer Staatsbürger davon betroffen war.

00:10:17: Er hatte Konten bei österreichischen Banken, die eben gesperrt wurden und auch das Vermögen von russischen Personen, die als Putin nahe gelten, die ihr Geld auf EU-Konten haben, da wurde das Vermögen auch eingefroren.

00:10:30: Tatsächlich kenne ich auch Beispiele.

00:10:31: Ich habe ein paar russische Freunde, die sind alles andere als Putin-Freunde.

00:10:34: Aber da haben die österreichischen Banken dann auch kurzrissig gesperrt und gesagt, aber wir müssen das Kunden nachschauen.

00:10:39: Das gibt es tatsächlich auch für total Adonormalverbraucher.

00:10:43: Aber da war natürlich der Punkt, dass die Banken strengstens angehalten sind.

00:10:48: Komplett.

00:10:49: genau hinzuschauen und das ist ja dieser eine Fall, den die Isabella jetzt erwähnt hat, der mir auch bekannt ist.

00:10:56: Da war sozusagen gerade die Aufenthaltsverlängerung, wurde gerade bearbeitet und währenddessen konnte der gute Mann tatsächlich nicht auf sein Konto zugreifen, aber das ist jetzt trotzdem nicht Alltag.

00:11:12: Also alles ist unangenehm für die betroffene Person, aber wir als Bürger und Bürgerinnen Erwarten uns natürlich, dass die Banken da ganz genau hinschauen.

00:11:23: Und die Behörden erwarten es natürlich auf jeden Fall.

00:11:26: In dem Fall konnte es Gott sei Dank auch schon wieder schnell aufgelöst werden.

00:11:29: Aber ja, das ist trotzdem gut zu wissen, dass es das gibt.

00:11:33: Und wieso ist es denn tatsächlich möglich, diese Dienstleistungen überhaupt anzugreifen oder zu sperren, also Zahlungsdienstleistungen?

00:11:40: Naja, wie gesagt, dieser eine Punkt, den wir jetzt besprochen haben, da geht es um die großen Themen wie eben Sanktionen, wie Terrorverdacht irgendwo.

00:11:50: Also das sind Themen, die die Behörden aber an oberste Stelle angreifen.

00:11:55: Aber wir haben ja schon einige Beispiele jetzt genannt, wie solche Dienstleistungen überhaupt zum Erliegen kommen können.

00:12:03: Und da gibt es eben diese Fälle wie Cyberangriff, wie Stromausfall etc.

00:12:08: Und dann kommt natürlich auch die Geopolitik ins Spiel.

00:12:11: Und das ist jetzt einmal vor allem eine ganz große Sorge, zum Beispiel, dass die USA jetzt sagen, Österreich, Deutschland, Frankreich sind mir sehr unangenehme Länder, also denen stellen wir unsere Dienstleistungen nicht mehr zur Verfügung.

00:12:28: Also das ist jetzt nicht ein Fall, der so ohne weiteres zu erwarten wäre.

00:12:34: Darüber ist jetzt auch viel diskutiert worden.

00:12:37: und unsere Digitaldienstleistungen, die werden halt zu ganz großen Teilen von US-Dienstleistern erbracht, also Google Pay, Apple Pay, Visa, Mastercard.

00:12:48: Wir würden ganz schön reinschauen, wenn wir all das nicht mehr nützen könnten.

00:12:52: Also das ist halt eine Sorge, die sicher auch nicht unberechtigt ist.

00:12:57: Also ich verstehe jetzt, nehme jetzt aus euren Erzählungen schon mit, dass es jetzt nicht ganz sicher ist, ich blindlings weiter auf solche Dienstleister und Dienstleistungen zu verlassen.

00:13:07: Aber mal angenommen jetzt Schweden will das jetzt wirklich zurückdrehen.

00:13:11: Diese Online-Zahlungen, geht das dann überhaupt so leicht?

00:13:14: Also einfach mal technisch gesehen real?

00:13:17: Realistisch gesehen geht das eigentlich überhaupt nicht leicht.

00:13:20: Man muss natürlich sagen, die Schweden haben jetzt seit Jahrzehnten darauf hingearbeitet, vom Bargeld wegzukommen.

00:13:26: Die Menschen haben sich daran gewöhnt mit Karte oder sogar mit dem Handy zu zahlen, sowohl junge als auch alte Menschen.

00:13:32: Wie gesagt, ungefähr neunzig Prozent der Bevölkerung zahlt nur noch mit Karte und dem Handy, was wirklich ein sehr hoher Wert ist.

00:13:38: Und im Land ist dadurch natürlich auch viel weniger Bargeld im Umlauf.

00:13:42: Viele Bankkomaten wurden abgebaut, viele Banken bieten eigentlich gar keine Ein- oder Auszahlung von Bargeld mehr an, genauso wie Geschäfte teilweise keinen Bargeld mehr annehmen.

00:13:52: Das ist natürlich ein großes Problem, wenn man jetzt wieder zurückrudern will in Richtung Bargeld.

00:13:56: Die Menschen wollen einfach nicht gerne mit Bargeld zahlen.

00:13:59: Und es gibt jetzt eben die Gegenbewegungen.

00:14:02: Es sollen gesetzlich die Geschäfte wieder verpflichtet werden, Bargeld anzunehmen, genauso wie Banken verpflichtet werden sollen, wieder mehr Bargeld in Umlauf zu bringen, dadurch, dass die Ein- und Auszahlungen wieder breit verfügbar machen.

00:14:14: Und witzigerweise hat sogar die schwedische Zivilschutzbehörde sich dabei eingeschalten und eben seinen Krisenplan sozusagen entworfen für die Bürger, was sie in einem Notfall sozusagen vorbereiten sollten.

00:14:26: Da ging es eben darum, wie viel Bargeld sie zu Hause haben sollen.

00:14:29: Und in dieser Empfehlung haben sie auch hineingeschrieben, dass sich die Schweden wieder langsam daran gewöhnen sollen, mit Bargeld zu zahlen, damit sie eigentlich wissen, wie das ist, mit Bargeld zu zahlen.

00:14:38: Und es steht drinnen, dass sie auch wissen, wie sie es sich anfühlt und wie das Bargeld in der Hand sozusagen liegt.

00:14:44: Aus Österreichs das sieht eine sehr lustige Anweisung, finde ich.

00:14:48: Aber nochmal realistisch gesagt, wie viel Bargeld müsste denn eigentlich in Schweden oder in einer Gesellschaft, in einem Staat vorhanden sein, um im Ernstfall wirklich handlungsfähig zu sein, abgesehen von diesen hundert Euro?

00:15:01: Also, Ernstfall ist ein ziemlich breiter Begriff.

00:15:04: Also, ein kurzfristiger Ausfall kann für jemanden persönlich auch schon ein Ernstfall sein oder es kann... Eine Art Kernschmelze sein, weil, weiß ich nicht, Strom ausfällt, Telekommunikation ausfällt, Internet ausfällt.

00:15:18: Ein sehr unwahrscheinliches Szenario.

00:15:22: Also weiß jetzt nicht, ob ich mich da hinauslehne.

00:15:25: Ich will jedenfalls nicht den Krisenpropheten spielen, weil ich denke, um ein bisschen wegzukommen von deiner Frage jetzt aber im Zahlungsverkehr.

00:15:32: ist es ja wie bei anderen Infrastrukturen.

00:15:35: Wir gehen davon aus, dass wir Strom haben, ganz wichtige Infrastruktur.

00:15:39: Wir gehen davon aus, dass wir Straßen benutzen können, dass die Züge fahren, sehr wichtige Infrastruktur.

00:15:45: Und in diesem Sinne, wir können uns und sollten uns schon auf unsere Infrastruktur verlassen.

00:15:52: Nur wir sollten halt auch für den Notfall, so wie wir das Kerl daheim haben, sollten wir halt auch Bargeld daheim haben.

00:16:01: Und du hast schon angesprochen, in den Ländern ist der Bargeldumlauf sehr unterschiedlich.

00:16:08: Fachleute sagen, es wäre ganz gut, wenn eine Bargeldquote von zwanzig Prozent sozusagen in einem Land eingehalten würde.

00:16:16: Und das sind die Schweden offenbar an der Untergrenze.

00:16:19: Wir sind da komplett ungefähr, dass unsere ist, genau wie in Deutschland, bei fünfzig Prozent.

00:16:25: Also wir sind da eigentlich durch unsere Bargeldverliebtheit schon auch recht abgesichert sozusagen.

00:16:34: In der Diskussion geht es jetzt viel um Bargeld und es wird ein bisschen.

00:16:37: jetzt kommt mir so vor, Bargeld ist das sicherste Backup, aber sollten wir vielleicht nicht auch über alternative Systeme nachdenken?

00:16:44: oder gibt es die überhaupt?

00:16:45: alles, was rund um Zahlung passiert?

00:16:48: Genau, also Stand heute ist natürlich in einem Notfall Bargeld das sicherste, was man zu Hause haben kann.

00:16:54: Wichtig ist aber eben zu erwähnen, wie die Regine das gerade auch gesagt hat, Bargeld muss schon zu Hause liegen, weil natürlich in einem Notfall, wenn der Strom nicht funktioniert, funktionieren die Bankomaten auch nicht.

00:17:03: Das bedeutet, dass es eben die beste Möglichkeit, die heute schon verfügbar ist.

00:17:08: Es gibt aber trotzdem auch Überlegungen hin zu alternativen Zahlungsmitteln.

00:17:12: In Europa wäre das der digitale Euro.

00:17:14: Der wird ja schon seit ein paar Jahren jetzt diskutiert von der EZB.

00:17:18: Und der digitale Euro würde so funktionieren, dass man offline damit zahlen kann, von Handy zu Handy kann man sich gegenseitig Geld schicken, wie wenn man sich gerade die Scheine in die Hand geben würde.

00:17:29: Und der digitale Euro wäre eben das Pondort zum Bargeld.

00:17:33: Er würde das Bargeld nicht ersetzen, aber er würde natürlich in einer Krise trotzdem funktionieren, dadurch, dass er offline funktionieren würde.

00:17:40: Und wir würden uns damit auch unabhängiger machen von den amerikanischen Zahlungsdienstleistern wie zum Beispiel Visa oder PayPal.

00:17:46: Trotzdem muss man sagen, der digitale Euro wird so schnell noch nicht eingeführt werden, also die Diskussionen sind ja groß.

00:17:52: Im Moment plant EZB, dass er bis zum Jahr- und-Zwanzig eingeführt werden soll.

00:17:57: Also bis dahin ist auf jeden Fall Bargeld noch die beste Alternative.

00:18:01: Ja, verstehe.

00:18:02: Na spannend.

00:18:02: Ich bin gespannt, ob das nochmal kommt.

00:18:04: Ja, digitale Euro.

00:18:05: Und wann?

00:18:06: Wie sieht es denn jetzt in Österreich eigentlich aus?

00:18:08: Sind wir eigentlich auch so stark bedroht?

00:18:10: Ich meine, wir haben schon gehört, wir haben eine deutlich höhere Bargeldquote, aber auch andere Worstcase-Denaren.

00:18:15: Also, wie sicher sind wir wirklich in dieser Hinsicht?

00:18:18: Also, Österreich ist zwar ein... Inselchen, aber wir sind nicht aus der Welt gefallen.

00:18:25: Wir sind ein bisschen langsamer.

00:18:27: In allem, also alle Probleme, die andere Länder betreffen können, können natürlich auch uns betreffen.

00:18:34: Ja, spannend.

00:18:35: Ich fand es eine sehr spannende Diskussion mit euch, ein Gespräch, gerade auch, weil jetzt eben dieser Rennen wieder zurückgeht, was ich eigentlich witzig finde, nachdem jetzt, ich meine, schon Jahrzehnte, wir alle auf digitale Zahlungsmethoden hingearbeitet haben.

00:18:50: Ich hätte auf ein hübsches Resümee für uns alle in dieser Debatte.

00:18:54: Es gab einen sehr berühmten Werbespruch einer Bank und da hat es geheißen.

00:19:01: Geld macht froh sinngemäß, wenn man rechtzeitig darauf schaut, dass man es hat, wenn man es braucht, war in einem anderen Kontext.

00:19:09: Aber ich glaube, das könnte man im übertragenen Sinn auch aus dieser Debatte mitnehmen.

00:19:14: Ja, das ist nicht ein sehr schönes Schlusswort.

00:19:17: Spannend.

00:19:17: Eigentlich find ich es los, dass Österreich sich alles richtig macht.

00:19:20: Nicht alles, aber wir sind auf gar keinen schlechten Weg.

00:19:23: Vielleicht behalten wir uns das Bargeld doch noch ein wenig, zumindest ein bisschen.

00:19:28: Vielen Dank für dieses spannende Gespräch, dass Schweden jetzt wieder alles zurückfährt, obwohl es jahrzehntelang darauf hingeworbetet hat, eigentlich alles zu digitalisieren.

00:19:36: Danke euch auch fürs Zuhören, wenn es euch gefallen hat, dann freuen wir uns, wenn ihr uns weiter empfiehlt.

00:19:40: Gebt uns auch gerne eine gute Bewertung auf Spotify, Apple Podcast oder wo auch immer ihr Podcast hört.

00:19:44: Feedback und Fragen gerne am Podcast at www.desdanat.t.

00:19:47: Wir freuen uns

00:19:48: immer.

00:19:48: Diese Folge wurde produziert von Christoph Neuwirt.

00:19:51: Ich bin Natascha Ickert und wir sagen tschüss und bis zum nächsten

00:19:53: Mal.

00:19:54: Ciao!

00:19:54: Untertitel im Auftrag des ZB.