Lohnt sich das?

Lohnt sich das?

Der STANDARD-Podcast über Geld

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00:00:00: Willkommen zu "Lohnt sich das", der Standard-Podcast über Geld.

00:00:21: Mein Name ist Melanie Reidel.

00:00:23: Wer in letzter Zeit seinen Wocheneinkauf im Supermarkt erledigt hat, der wird es

00:00:29: gemerkt haben. Egal wo man einkauft, der Einkaufswagen fühlt sich an als wären

00:00:35: Goldbaren drin. Die Lebensmittel in Österreich sind viel viel teurer geworden

00:00:40: in den letzten Jahren als in vielen anderen europäischen Ländern und es ist

00:00:45: irgendwie noch kein Ende in Sicht. Aber warum müssen wir eigentlich für Mehl,

00:00:49: Butter, Eier und so weiter jetzt mehr bezahlen? Wird uns die Politik unter die

00:00:54: Arme greifen und ganz wichtig wann bemerken wir das denn dann im Geldbörsel?

00:00:59: Darüber spreche ich heute mit meiner Kollegin Verena Keinrad aus der

00:01:03: Standardwirtschaftsredaktion, die sich mit dem Thema bereits ausführlich auseinander

00:01:08: gesetzt hat. Hallo Verena, danke fürs Zuschalten.

00:01:11: Hallo. Jetzt aber noch ein kurzer Hinweis, liebe Hörerinnen und Hörer, ihr könnt

00:01:16: uns sehr gerne auf Spotify, Apple Podcasts oder wo auch immer ihr uns

00:01:21: gerne hört, abonnieren, dann verpasst ihr auch nie mehr eine neue Folge von uns.

00:01:25: Ja Verena, die Lebensmittelpreise wie schon angekündigt sind in Österreich

00:01:29: stark angestiegen und das belastet natürlich sehr viele Menschen in ihrem

00:01:33: Alltag. Wie spüren die Österreicherinnen und Österreicher das denn gerade?

00:01:37: Ja, wir kaufen Lebensmittel ja fast täglich. Jeder erlebt Preisveränderungen

00:01:43: sehr unmittelbar. Jeder ist dafür Experte, das ist fast ein bisschen wie beim

00:01:47: Fußball. Ja und Essen ist natürlich über die Jahre deutlich teurer geworden im

00:01:51: Supermarkt wie der Gastronomie und das spüren halt vor allem finanenschwache

00:01:56: Haushalte, weil diese einen größeren Anteil ihres Budgets für Lebensmitlauf

00:02:01: bringen müssen. Was gern vergessen wird, ohne jetzt die Probleme kleinreden zu

00:02:05: wollen, ist, dass natürlich auch unsere Löhne und Gehälterspür übergestiegen

00:02:09: sind, das Ausgleich zur hohen Inflation und natürlich muss man auch dazu sagen,

00:02:14: wann Länder wie Österreich über Jahrzehnte daran gewöhnt in Relation

00:02:19: immer weniger für Säsen auszugeben. Im Schnitt fließen etwa 12 Prozent unserer

00:02:24: Haushaltsausgaben in Lebensmittel. Vor 70 Jahren waren es noch fast 45 Prozent.

00:02:29: Vor 50 Jahren immer noch an die 27 Prozent. Die Faustregel ist, je weniger Geld in die

00:02:35: Ernährung fließen muss, desto größer ist der Wohlstand einer Gesellschaft.

00:02:39: Aber anstatt wie prognostiziert weiter zu sinken, stagniert dieser Anteil nun seit

00:02:44: zehn Jahren und jetzt sieht sogar danach aus, als dreht sich diese Spirale wieder

00:02:49: nach oben. Die logische Konsequenz daraus wäre, dass wir anderswo sparen müssen

00:02:53: bei Verkehr, Freizeit, Urlaub und man muss auch dazu sagen, dass diese

00:02:58: Teuerung nicht per se nur ausgemacht ist. Also global gesehen können sich

00:03:03: Milliarden Menschen bessere Ernährung leisten, das heißt gute Lebensmittel,

00:03:08: deren knapper und kostspieliger. Also gute Lebensmittel, von welchen sprechen

00:03:14: wir denn da jetzt eigentlich? Also welche Produkte sind jetzt besonders betroffen?

00:03:17: Im Supermarkt, wenn wir einkaufen gehen, was ist besonders viel teurer geworden?

00:03:22: Das sieht sich doch die ganze Palette. Um ein paar Beispiele zu nennen, Mehl hat sich

00:03:26: innerhalb von fünf Jahren im Schnitt um fast 50 Prozent verteuert.

00:03:30: Erdäpfel und 42 Prozent, Eier, Nudeln, 26 Prozent, Butto, ein Viertel. Auffällig war,

00:03:37: dass vor allem die Preise günstiger Eigenmarken der Handelsketten nach oben

00:03:42: geschossen sind, was armutsgefährdete Menschen halt doppelt trifft. Der Grund

00:03:47: dafür ist, dass bei ihnen teurere Rohstoffe, Energie, Verpackung stärker

00:03:52: durchschlagen. Marketing, Entwicklungskosten haben für Preiseinstiegsmarken

00:03:56: weniger Gewicht. Und die Preise macht ja nicht nur der Handel, entscheidend sind

00:04:01: die vorgelagerten Stufen. Kalbfleisch wird ja immer wieder gern zitiert, dass

00:04:05: derzeitung fast ein fünftel mehr kostet aus vor einem Jahr. Warum? Immer mehr

00:04:09: Bauern sind in Europa aus der Produktion ausgestiegen, weil ihnen die

00:04:13: Aufklagen zu komplex wurden, weil solchen grassiert sind. Doch die Decke gegangen

00:04:17: sind auch die Preise international für Kakao, Kaffee, Orangensaft. Da spielen

00:04:22: Missernten durch den Klimawandel nicht herein. Und auch wenn sich die Relie an

00:04:26: den Börsen, da es wieder beruhigt hat, vom bisher gewohnten Preisenniveau ist

00:04:30: man halt weit entfernt. Und warum sind es denn eben gerade die Lebensmittel? Also du

00:04:34: hast es auch schon gerade angesprochen. Hat das noch immer etwas mit der Pandemie

00:04:38: zu tun, weil gerade in der Coronazeit zum Beispiel hat man ja gemerkt, dass die

00:04:42: Preise stark steigen. Also ich will jetzt den Impact, den teure Lebensmittel auf

00:04:47: viele Haushalte haben, darunter spielen. Trotzdem muss man die Kirche im Dorf

00:04:51: lassen. Der Juli bei einem Ausreißer in den anderen vergangenen Monaten weiß nicht

00:04:56: das Essen, dass die Inflation nach oben getrieben hat. Es waren vor allem Wohnen

00:05:00: und Energie. Im Vorjahr verteuerten sich Lebensmittel in Österreich um 2,6%, die

00:05:05: allgemeine Inflation war mit 2,9% höher und auch im europäischen Vergleich sind

00:05:11: die Preise dafür in den vergangenen Jahren im Schnitt bei uns weniger stark

00:05:15: gestiegen als in Ländern wie Spanien oder Deutschland. Aber keine Frage, natürlich

00:05:20: tut es weh, wenn jetzt Berateiser um 23%, Schokolade um 34% oder Sonnenblumenöl

00:05:25: um 56% kosten aus vor einem Jahr. Vor allem tut es weh, wenn man als Konsument

00:05:30: keinen Einblick in die Preiskalkulation hat. Wann, wer, wo, warum, genau in dieser

00:05:37: ganzen Wertschöpfungskette von Produzenten bis zum Einzelhändler an den

00:05:41: Preisen dreht, das ist eine Black Box. Und das Vertrauen, dass in einem Markt

00:05:46: alles mit rechten Dingen zugeht, der einerseits von nur vier Handelsriesen

00:05:51: dominiert wird in Österreich, andererseits von wenigen globalen

00:05:54: Markenartikelkonzernen, dieses Vertrauen ist im Einheimhing halt nicht allzugungs.

00:05:59: Also vor allem wenn man jetzt an der Grenze zum Beispiel wohnt, sieht man auf

00:06:03: jeden Fall, dass in Deutschland sehr viele Produkte deutlich günstiger sind

00:06:07: als in Österreich, also sei es jetzt Lebensmittel oder auch Drogerieartikel,

00:06:12: da sieht man schon deutliche Preise unterschiedlich, viele denken sich da,

00:06:16: wie lässt sich das jetzt erklären, warum sind bei uns die Preise nicht genauso.

00:06:19: Ja darüber wird jetzt seit Jahrzehnten emotional diskutiert, Zündstoff liefern

00:06:24: immer wieder die Preisvergleiche der Arbeiterkammer und es gipfelt dann

00:06:27: jedes Mal in einem Schlagabtausch zwischen Handel und Industrie.

00:06:30: Dass wir in Österreich teurer sind, teilt es auch bei exakt gleichen

00:06:34: Markenartikeln, das ist unbestritten. Die Frage ist, wie lässt sich das jetzt

00:06:38: sachlich begründen? Also zum einen Österreich ist zehnmal kleiner als

00:06:42: Deutschland und damit einfach strukturell teurer. In der Landwirtschaft, in der

00:06:46: Verarbeitung, in der Logistik. Unsere Personalkosten im Lebensmittelhandel

00:06:50: sind in Schnittung 30% höher als in Deutschland und wir haben teils auch

00:06:54: strengere Auflagen in der Tierhaltung, etwa bei Geflügel, wo dann in den Händeln

00:06:58: mehr Platz eingeräumt wird. Viele Leute legen mehr Wert auf Bio und

00:07:02: Regionales und sie sind in Österreich generell bereit, mehr für Lebensmittel

00:07:07: auszugeben. Also wenn jetzt einzelnes Marken-Eis am Stil weggeht, wie die

00:07:12: warmen Semmeln noch, wenn es um die Hälfte teurer ist, als in Deutschland,

00:07:15: dann werden Industrie und Handel halt schlecht beratenes billiger herzugeben.

00:07:19: Das regelt Angebot und Nachfrage. Als Konsument könnte ich ja auch zu einem

00:07:23: nicht schlechteren, billigeren Produkt greifen, ohne prominente Marke, aber das

00:07:27: passiert auch nicht. Und was nicht in alle Preisvergleiche hineinfließt, ist

00:07:32: ein Rabattanteil von knapp 40% in Österreich. In Deutschland ist dieser mit

00:07:37: 25% deutlich niedriger. Vieler ist auch mich. Ich gebe es zu nervt, dieses

00:07:42: ganze Gewirks mit dem Rabattbicker und dem Marker und den diversen Apps und

00:07:46: das Ganze ist auch für die Supermärkte nicht gerade unaufwendig, es in Frage

00:07:51: zu stellen, das habe ich mittlerweile aufgegeben. Die Antwort darauf ist immer

00:07:54: dieselbe. Österreich ist halt seit jeher ein Land der Rabattjäger und diese

00:07:59: ganze Aktionitis entzeichen für Wettbewerb der Branchenriesen untereinander.

00:08:03: Ja, diese Rabatt-Markerl-Diskussionen, also man sieht das ja auch unter den

00:08:08: Leuten, also es gibt bei verschiedensten Ketten diese Rabatt-Markerl und bei

00:08:12: manchen braucht man eine Mitgliedschaft für den Bonus-Club, bei manchen nicht.

00:08:15: Das führt schon mal zu heißen Debatten, aber in Österreich sind wir auch sehr

00:08:19: verwöhnt, es gibt eine sehr hohe Dichte an Supermärkten, also überall, vor allem

00:08:23: in Wien zum Beispiel, hat man eigentlich an jeder Ecke ein Geschäft, erhöht das

00:08:28: auch die Preise? Auf jeden Fall. Also kaum anderswo in Europa gibt es pro Einwohner

00:08:34: mehr Quadratmetern Verkaufsfläche, unsere Supermärkte sind kleiner, sie sind

00:08:38: in Ballungsräumen an jeder Ecke und Salat gesagt, auch in jedem kleinsten

00:08:43: Tirolertal. Ob es das wirklich braucht, darüber lässt sich halt trefflich

00:08:46: streiten. Ich erinnere daran, wie wichtig es den Österreichern ist,

00:08:50: Nahversorger zu haben und die gibt es halt nicht umsonst. Andererseits schreit der

00:08:56: Wildwuchs an Supermärkten in den vergangenen Jahrzehnten auf der grünen

00:08:59: Wiese wirklich zum Himmel, wo ein Spar ist, ein Biller nicht weit, also die

00:09:03: Devise war am besten zwei Filialen eines Konzerns in Rufweite, Hauptsache die

00:09:08: Konkurrenz kriegt den Staun dort nicht. Ja, apropos Konkurrenz, es gibt auch so

00:09:12: was wie territoriale Lieferbeschränkungen und die sind auch

00:09:16: Preistreiber. Was hat das damit auf sich? Ja, das ist ein billeinsperriger Begriff.

00:09:22: Die Faktor geht es darum, dass Industriekonzerne ihre Produkte in

00:09:26: unterschiedlichen Ländern zu unterschiedlichen Preisen verkaufen.

00:09:30: Den Händlern wird der günstigere Einkauf über Landesgrenzen hinaus

00:09:34: untersagt. Die EU sucht schon seit langem Wege, um das zu unterbinden, weil sie

00:09:39: damit die Grundprinzipien des freien Binnenmarktes verletzt sind und bis

00:09:44: Ende 2026 sollen hier Nägel mit Köpfen gemacht werden.

00:09:47: Das österreichische Wirtschaftsministerium hat hier auf EU-Ebene aber

00:09:51: zuletzt stark gebränzt, was politisch Sprengstoff hat. Die ÖVP muss sich

00:09:56: damit den Vorwurf gefallen lassen, auf Seiten der Industrie zu stehen, nicht

00:10:00: auf jener der Konsumenten. ÖVP-Wirtschaftsminister Hartmann Storfer

00:10:04: ist jetzt in die Gegenrichtung gerudert, mit starker Kritik an diesem

00:10:08: sogenannten Österreich-Aufschlag, der nicht gerechtfertigt sei und gemeinsam mit

00:10:13: der Bundeswettbewerbsbehörde hat er jetzt die EU-Kommission in einem Brief zum

00:10:18: rascheren Handeln aufgefordert. Diese Lieferbeschränkungen sind halt viel

00:10:22: schichtiger als es auf den ersten Blick wirkt. Die Markenartikler, die großen

00:10:26: argumentieren mit riesigen Produktionen, auch in Österreich, die gefährdet werden,

00:10:31: wenn der Handel billiger in Portion ist.

00:10:35: oder Polen einkauft, jedes Land hat oft auch eigene Vorgaben für Rezepturen, Verpackungen,

00:10:39: Auszeichnungen und solange das nicht EU-weit vereinheitlich ist, hemmt das eben auch die

00:10:44: grenzenlose Beschaffung. Da haben wir wiederum held dagegen, dass kein österreichischer Hersteller

00:10:50: darunter leiden würde, also wenn Supermärkte einzelne internationale Markenprodukte billiger

00:10:55: kaufen könnten. Diese künstlichen Barrieren sollen Konsumenten mittlerweile ja jährlich

00:10:59: 19 Milliarden Euro kosten in der EU. Aber selbst wenn jetzt die globalen Industrie-Riesen in

00:11:05: die Schrankten weist, macht das halt Einkäufe nicht automatisch günstiger. Es sind die Supermärkte,

00:11:11: die billiger einkaufen und was sie jetzt mit dem größeren finanziellen Spielraum machen,

00:11:15: ob sie vielleicht damit mehr im eigenen Land einkaufen oder österreichische Lieferanten stärken,

00:11:20: das bleibt halt ihnen überlassen. Worüber auch noch öfter diskutiert wird,

00:11:25: ist ein staatliches Eingreifen in die Preise und zum Beispiel auch Preisdeckel festzulegen.

00:11:30: Finanzminister Martabauer hat sich dazu geäußert, hat sich pro Preisdeckel geäußert und die ÖVP

00:11:38: möchte eher keine Eingriffe in die Preisgestaltung. Was hat das jetzt mit der Debatte auf sich und

00:11:44: was denkst du wird die Politik im Endeffekt für uns tun? Also Martabauer, denke ich,

00:11:50: weiß als Ökonom, dass direkte Preiseingriffe in den Markt schnell nach hinten losgehen können.

00:11:55: Und er hat bisher auch keine überzeugenden Rezepte geliefert, wie Lebensmittel rasch günstiger

00:12:00: werden könnten, weil es dafür keine Patentrezepte gibt, die sich in der Praxis bewährt hätten.

00:12:06: Aber natürlich ist der Druck aus der SBO, die versprochen hat, die Inflation zu bekämpfen und

00:12:11: auch suggeriert hat, dass bei Handeln und Industrie einiges zu holen sei. Ein direkter Eingriff wäre

00:12:17: etwa eine zeitlich begrenzte Senkung der Mehrwertsteuer. Das ist derzeit aber für den Staat nicht

00:12:22: leistbar. Abgesehen davon, dass nicht garantiert ist, dass der Handel die Senkung auch weitergibt

00:12:27: und steigt die Steuer dann wieder an, dann schnallts und die Preisezeit versetzt, erst recht

00:12:32: ungebremst nach oben. Eine andere Option sind Preisdeckel für ausgewählte Produkte. Auch diese

00:12:38: haben sich nicht bewährt. Das Risiko ist einfach zu groß, dass sich Lebensmittel damit verknappen und

00:12:43: dass die Preisdifferenz anderswo draufgeschlagen wird. Wenn wir jetzt in der EU schauen, haben

00:12:48: Länder wie Ungarn, Spanien oder Frankreich zum Beispiel unterschiedlichste Maßnahmen probiert,

00:12:54: um zum Beispiel etwas wie Preisteckel oder Lebensmittel-Schecks. Was würde jetzt bei uns

00:13:00: funktionieren und was nicht? Also du meintest schon, Preisteckel sind eher nicht so sinnhaftig. Was

00:13:05: könntest du dir bei uns vorstellen? Ungarn zum Beispiel hat die Preise eingeforen und ist damit

00:13:11: wirklich eingefahren. Ungarn hat seinen Eingriff mit einer Rekordinflation bezahlt mit schlechterer

00:13:17: Qualität und weniger Auswahl. Spanien, wo anteilsmäßig weit mehr für Lebensmittel ausgegeben

00:13:22: wird, als bei uns, hat bei der Mehrwertsteuer angesetzt. Getämpft haben dort die Inflation

00:13:28: letztlich aber Eingriff in den Energiesektor. In Frankreich hat die Regierung Lebensmittel-Schecks

00:13:33: für Bedürftige verteilt und Lebensmittelhändler haben sich freiwillig verpflichtet, sinkende

00:13:39: Preise in Großhandel weiterzugeben. Die wirkt hat auch das nicht wirklich. Was die Franzosen

00:13:44: aber noch gemacht haben und was sich durchaus auch in Österreich anbietet und was mit politisch

00:13:48: mittlerweile auch gefordert wird, ein klarer verpflichtender Hinweis auf Produkte im Regal,

00:13:53: deren Verpackungsinhalt trotz gleicher Preise geschrumpft ist. Das wäre sicher auch in Österreich

00:13:59: machbar, auch wenn sich Handel und Industrie natürlich mit Händ und Füster gegenwehren

00:14:03: wären. Sie werden wieder von mehr Aufwand und neuen Kosten sprechen. Das, was du gerade

00:14:08: ansprichst, nennt man das öfteren auch Shrinkflation, also wenn die Verpackung zwar groß aussieht,

00:14:15: aber der Inhalt kleiner geworden ist bei verschiedenen Produkten, ist das Problem bei uns denn überhaupt

00:14:20: groß? Also diese Shrinkflation ist kein neues Phänomen und sie ist auch nicht verboten.

00:14:26: Kämpft die Industrie mit steigenden Kosten und bekommt sie beim Handel keine höheren

00:14:30: Preise durch, dann greift es zu solchen Maßnahmen, indem sie etwa die Qualität reduziert oder

00:14:35: die Füllmengen. Chips, Süßes, Käse, Margarine, Kosmetik erkennt das Wert durchs Sortiment.

00:14:41: Und das sorgt regelmäßig für Klinische mit Konsumentenschützern, auch wenn jetzt die

00:14:45: Füllmengen an sich korrekt auf der Verpackung angegeben sein müssen und auch werden. Freilich

00:14:50: klebt auf keiner Verpackung ein Bickerl 20% weniger Inhalt. Da spielt halt viel Psychologie

00:14:56: mit hinein. Da gibt es Preischwellen im Kopf der Konsumenten, die dummlichst nicht gesprengt

00:15:01: werden sollen. Es macht einen Unterschied, ob etwas 3,99 kostet oder 4,10 Euro. Ja und

00:15:07: viele Produzenten bräuchten bessere Preise. Die Supermärkte lassen sie anrennen, stellen

00:15:12: lieber ihre eigenen günstigeren Handelsmarken gleich griffbereiter Nämensregal und da verkauft

00:15:18: man als Hersteller, der sich unter Druck sieht, halt auch ganz gerne mal ein bisschen mehr

00:15:22: Luft. Narenfreiheit hat damit keiner, jedenfalls zwei Drittel einer Verpackung müssen gut

00:15:29: gefüllt sein, sonst riskiert man als Hersteller, wegen potenzieller ihre Führung angezeigt

00:15:34: zu werden. Wie kann es denn jetzt mehr Transparenz geben, dass wir uns auskennen, wenn wir die

00:15:39: Verpackungen sehen im Supermarkt? Was ganz sicher fehlt, das sind Einblicke in die Wertschöpfungskette.

00:15:45: Wie schon gesagt, weiß derzeit keiner, wo genau welche Preissprünge stattfinden. Man

00:15:51: könnte das über detailliertere Datenbanken lösen, wie es Frankreich schon lange praktiziert

00:15:56: oder eine Art Anti-Teuerungskommission schaffen, die für mehr Transparenz sorgt. Ökonomen

00:16:02: jetzt wie Franziner Bell von Vivo beschäftigen sich schon seit längerem eingehender mit.

00:16:06: Sie meinen, dass man damit unfaire Praktiken im Lebensmittelgeschäft besser unterbinden

00:16:11: könnte, dass man damit auch wirklich mehr Transparenz schafft, dass das die Lebensmittel

00:16:17: an sich vergünstigt wird, aber eher bezweifelt. Und billig ist das natürlich auch nicht.

00:16:22: Jetzt sagt aber der Handelsverband, die Marschen im Handel sind eher gering und die Industrie

00:16:27: behauptet aber genau das Gegenteil. Was stimmt jetzt eigentlich?

00:16:30: Der Handel arbeitet mit Gewinnmarschen gemeinhin zwischen 0,5 und 2 Prozent. Die Bundeswettbewerbsbehörde

00:16:38: hat die Branche vor ein paar Jahren unfassend untersucht und sie kam zum Schluss, dass der

00:16:43: Handel von höheren Preisen nicht profitiert habe, sich also kein Körbalgeld verschafft

00:16:48: habe, seine Marschen nicht erhöht habe. Es gab auch keinen Hinweis auf Preisabsprachen

00:16:53: zwischen den Handelsketten. Anlass zur Sorge gaben aber ihre unfähren Geschäftspraktikanten,

00:16:59: mit denen starker Druck auf kleinere Lieferanten ausgeübt wird.

00:17:02: Die globale Markenindustrie hat das bis zu zehnfache an Marsche. Sie stemmt aber auch

00:17:08: viel höhere Investitionen in Produktentwicklungen etwa und sie trägt auch das Risiko dafür.

00:17:14: Aus ihrer Sicht werden da einfach Äpfel mit Birnen verglichen. Industrielle ziehen

00:17:18: aus fernmarschstab die Rundit auf das eingesetzte Kapital heran und diese sei im Handel mindestens

00:17:24: genauso hoch wie die Industrie. Und im Übrigen zählen ja nicht nur Industrielle zu den reichsten

00:17:30: Europäern, sondern auch die Eigentümer der großen Hamtsketten.

00:17:33: Ich persönlich denke, in dieser Liga schenkt keiner dem anderen was und auch wenn sich

00:17:38: die österreichischen Supermärkte international gerne als Zwergerl im Schatten der Übermacht

00:17:43: der globalen Markenindustrie verkaufen, das blendet aus, dass auch sie ihre Kräfte längst

00:17:49: im internationalen Einkaufsgemeinschaften büngeln und das sie selbst im großen Stil

00:17:54: produzieren, von Fleisch über Brot, Schokolade und auch diese vertikale Integration verschafft

00:18:00: erhebliche Marktmacht. Am kürzeren Ast sitzen kleine mittelständische österreichische

00:18:07: Verhandlungen.

00:18:08: Ja, um noch einmal zu dem mit goldgefüllten Einkaufswahlgeld zurückzukommen, wie können

00:18:14: wir uns denn jetzt im Alltag gegen die Teuerung wappnen?

00:18:17: Also, man muss schon sagen, wir sind keine Opfer, die internationalen Lebensmittelriesen

00:18:23: hilflos ausgeliefert sind, die meinen, in wohlhabenden kleinen Ländern wie Österreich

00:18:28: nicht mehr Geld verlangen zu dürfen, weil sie auf die Umsätze in Österreich eh nicht

00:18:31: angewiesen sind und ihre Gewinne in Asien oder den USA machen. Es steht jedem Konsumenten

00:18:37: frei online die Beide zu vergleichen und keiner wird dazu gezwungen, zu einem offensichtlich

00:18:42: überteuerten Produkt zu greifen. Wie gesagt, für viele gibt es gute Alternativen in annähernd

00:18:48: guter Qualität.

00:18:49: Nicht vergessen werden darf der hohe Anteil an Lebensmittel, der in den Haushalten nach

00:18:54: wie vor im Müll landet, auch hier wird viel Geld liegen gelassen. Für manche sind überspitzt

00:19:00: gesagt Nahrungsmittel offenbar immer noch zu billig. Geld sparen lässt sich auch durch

00:19:05: Verzicht auf hochverarbeitete Lebensmittel, auf Fertigprodukte, die wesentlich teurer

00:19:10: sind als Gemüse, Obstfleisch, das man selber zubereitet und weniger Fleisch auf dem Speiseplan

00:19:17: senkt die Kosten ebenso nachweislich.

00:19:19: Das alles hilft armutsgefährdeten Menschen, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen natürlich

00:19:25: wenig. Es gibt Sozialmärkte, diese sind wichtig, der Weg dorthin ist aber halt mit einem gewissen

00:19:31: Stigma behaftet und diese Sozialmärkte allein werden die Probleme für sehr einkommenschwache

00:19:36: Haushalte nicht lösen. Was es hier braucht sind treffsichere Instrumente der Sozialpolitik.

00:19:42: Gedecklte Preise, niedrigere Mehrwertsteuern, nach dem Prinzip Gießkanne halte ich nicht

00:19:48: für den richtigen Weg. Mehr Transparenz hingegen ist absolut notwendig, weil es Missbrauch

00:19:53: von Markt macht. Schwieriger macht entlang der Wertschöpfungskette, dass damit Lebensmittel

00:19:59: unmittelbar günstiger werden ist aber auch eher unbescheinlich. Und die globalen Entwicklungen

00:20:04: weisen halt eher darauf hin, dass uns Essen künftig wieder mehr Wert sein muss.

00:20:09: Also es bleibt teuer, jetzt bleibt abzuwarten, ob die Politik gezielte Maßnahmen ergreift,

00:20:16: ob es wirklich transparenter wird. Bis dahin sollten wir aber Preise vergleichen und am

00:20:22: besten nichts wegschmeißen. Danke Verena fürs Zuschalten und danke für das Gespräch.

00:20:28: Vielen Dank.

00:20:29: Liebe Hörerinnen und Hörer, euch auch vielen Dank wieder einmal fürs Reinhören. Wenn es

00:20:34: euch gefallen hat heute, dann freuen wir uns, wenn ihr uns weiter empfiehlt. Gebt uns

00:20:38: auch gerne eine gute Bewertung auf Spotify, Apple Podcasts oder wo auch immer ihr uns

00:20:43: gerne hört. Schickt uns gerne Feedback und Fragen an Podcast@derStandard.at. Wir freuen

00:20:49: uns. Diese Folge wurde produziert von Christoph Neuwirt. Ich bin Melanie Reidel. Ciao und

00:20:55: bis zum nächsten Mal.