Der STANDARD-Podcast über Geld
00:00:00: Willkommen zu "Lohnt sich das", der Standard-Podcast über Geld.
00:00:20: Ich bin Natascha Iqat.
00:00:22: Der Sommer ist die Zeit, in der wir die Folgen der Klimakrise stark spüren.
00:00:26: Deshalb gehen wir heute der Frage nach, was kostet uns Klimaschutz und können wir uns
00:00:30: das gerade überhaupt leisten?
00:00:31: Denn Klimaschutz ist teuer, neue Heizungen, neue Autos, neue Gesetze, wer soll das alles
00:00:37: zahlen?
00:00:38: Und lohnt sich das überhaupt?
00:00:39: Gleichzeitig hören wir, die Klimakrise kostet uns viel mehr, wenn wir jetzt nichts tun.
00:00:44: Wegen der Hitze, den Überschwemmungen, den Ernteausfällen und wegen der steigenden
00:00:47: Treise.
00:00:48: Aber wie teuer wird es wirklich?
00:00:50: Was zahlen wir jetzt und was zählen wir später?
00:00:52: Und was ist am Ende billiger, Klimaschutz oder Klimaschäden?
00:00:56: Dafür habe ich mir, wie immer, eine Top-Expertin an meiner Seite geholt.
00:01:00: Heute ist es meine Kollegin aus dem Widgets-Restaurant des Standards, Alicia Prager.
00:01:04: Hallo Alicia, schön, dass du da bist.
00:01:06: Hallo Natascha, danke für die Einladung.
00:01:08: Bevor wir tief ins Thema einsteigen, hier ein wichtiger Hinweis.
00:01:11: Es lohnt sich uns auf Spotify, Apple Podcast oder wo auch immer ihr Podcasts hört zu
00:01:15: abonnieren.
00:01:16: Dann verpasst ihr nie eine neue Folge.
00:01:17: Vorweg, ich stelle heute sehr kritische Fragen, einfach um Alicia etwas heraus zu fordern
00:01:23: und das vielleicht ein bisschen spannender zu machen, aber bei dir glaube ich, darf
00:01:26: ich das, ein bisschen fies zu sein, mal sehen, deshalb nicht wundern an andere Züferinnen
00:01:32: und Zuhörer.
00:01:33: Ja, vielleicht mal ein paar allgemeine Fragen, vorweg, warum sollen denn kleine Länder wie
00:01:38: Österreich Milliarden ausgeben für Klimaschutz, wenn China oder die USA deutlich mehr CO2
00:01:45: ausstoßen?
00:01:46: Also, die Decarbonisierung ist einfach so eine Riesenaufgabe, da müssen alle mitziehen
00:01:50: und gerade in Europa haben wir recht früh angefangen, sehr große Mengen CO2 auszustoßen
00:01:55: mit der Industrialisierung und sind aber gleichzeitig eine wichtige Zugkraft in der Klima-Diplomatie
00:02:01: weltweit.
00:02:02: Aber ganz abgesehen davon stoßen wir pro Kopf, sehr ähnlich viel CO2 aus wie China und der
00:02:09: pro Kopf Ausstoß der EU, der liegt leicht über dem von China, in Österreich liegt der
00:02:14: knapp drunter, aber trotzdem ist er ähnlich noch, also das gilt auch noch nur dann, wenn
00:02:19: man nicht mitrechnet, wo viele unserer Waren produziert werden, wenn man mitrechnet, dass
00:02:24: in China ein ganz großer Teil unseres Konsums produziert wird und ja dann dort auch das
00:02:29: CO2 dafür ausgestoßen wird, dann wäre unser CO2-Ausstoß so um die 50% höher, also dieser
00:02:35: Konsum passiert der Ausstoß, rückt dieses Bild dann vielleicht noch mal ein bisschen
00:02:38: gerade.
00:02:39: Oh, das heißt, wir stoßen sehr viel aus, verstehe.
00:02:42: Aber ist Klimagerechtigkeit nicht irgendwo auch ein Luxus-Problem reicher Länder, also
00:02:47: während andere eigentlich mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen haben?
00:02:50: Die Darstellung ist genau verdreht, würde ich sagen.
00:02:54: Klimagerechtigkeit ist absolut kein Luxus-Problem, an dem Gegenteil gerade ärmere Länder leiden
00:03:00: am stärksten.
00:03:01: Unter den Folgen der Klimakrise, Hungersnöte durch Dürren, schwere Stürme, Überflutungen.
00:03:05: Oft sind das vor allem ärmere Länder, die davon stark betroffen sind und haben auch
00:03:09: gleichzeitig viel weniger Ressourcen, um darauf zu reagieren.
00:03:12: Also die größten Sorgen in vielen Ländern haben ganz stark mit der Klimakrise zu tun,
00:03:17: deshalb kommt ja auch sehr oft von ärmeren Ländern die Forderung nach höherer Klimafinanzierung.
00:03:22: Aber du hast es jetzt schon ein bisschen angesprochen, viele Menschen hier trotz all der Warnung und
00:03:28: so spülen irgendwie keine drastische Veränderungen in ihrem Leben.
00:03:32: Weiß nicht, ob keine drastische Veränderung das noch so trifft jetzt so nach den Hitzetagen
00:03:38: und gerade eine Hitzewelle hinter uns, ich denke vielen ist recht klar, was auf uns zukommt.
00:03:44: Aber natürlich sind wir sehr gut darin, Warnungen eher von uns wegzuschieben und als Menschen
00:03:50: reagieren wir auch einfach psychologisch sehr viel besser auf akute, kurzfristige Probleme,
00:03:55: Suchen und Lösungen auf Dinge, die jetzt sofort gelöst werden müssen und langfristige bis
00:04:01: ein abstraktere Probleme sind nicht so unser Spezialgebiet salopp gesagt.
00:04:07: Dafür gerade noch weniger werden dafür so große gesellschaftliche Veränderungen nötig sind,
00:04:11: wie im Fall des Klimawandels.
00:04:13: Auf die Veränderungen gehen wir gleich ein.
00:04:16: Eine Veränderung, die es in den letzten Jahren oder Monaten eigentlich kam, ist,
00:04:21: dass Europa sich jetzt gerade ein bisschen rüstet für einen eventuellen Krieg.
00:04:25: Dann stellt sich natürlich die Frage, jetzt haben wir Milliarden locker gemacht,
00:04:29: viele Länder in Europa für Aufrüstung und dann stellt sich mir die Frage,
00:04:33: in einem unziecheren Europa sollen wir uns lieber um CO2 kümmern als um militärische Sicherheit?
00:04:39: Natürlich nicht, auch Militärskammer sind natürlich im heutigen Kontext irgendwie
00:04:44: wichtig berechtigt, aber das Beispiel zeigt auch, wie stark das beides zusammenhängt.
00:04:50: Ein erneuerbares Energiesystem würde sehr viel unabhängiger machen von fossilen Importen,
00:04:55: jetzt gerade in der Energiekrise, die auf den russischen Angriff auf die Ukraine gefolgt ist,
00:05:00: haben wir das ganz deutlich gesehen, jetzt gerade sehen wir das in Verhandlungen mit den USA wieder.
00:05:05: Ein erneuerbares Energiesystem würde uns unabhängiger machen von Britstaaten
00:05:10: und vor allem würde langfristig gesehen, darauf kommen wir jetzt ja noch zu sprechen,
00:05:15: aber lohnen sich einfach Investitionen in den Klimawandlinnenaufbau,
00:05:20: neue Systeme tatsächlich.
00:05:22: Also dieses Narrativ, dass der Klimawandel uns einfach extrem viel kostet,
00:05:26: hält nicht, wenn man sich anschaut, wie viel wir heute in fossile Energien pumpen,
00:05:31: wie viele an fossilen Subventionen noch da sind.
00:05:34: Wenn man dieses ganze System so ein bisschen umstülpt, lohnt sich das auf jeden Fall.
00:05:38: Was bringt dann am Ende aber auch mehr Sicherheit, Klimaschutz oder Sicherheitspolitik?
00:05:42: Ich würde sagen, Klimaschutz ist einfach Sicherheitspolitik,
00:05:46: wer das Klimaschutz verhindert, neue Konflikte im Ressourcen und schützt Lebensgrundlagen.
00:05:52: Allerdings zeigt die Frage auch um den Konflikt von Ressourcen,
00:05:55: dass im Klimaschutz auch sehr viel schiefgehen kann,
00:05:58: wenn wir jetzt zum Beispiel an Konflikte um Ressourcen, die es in der E-Mobilität braucht, denken.
00:06:02: Also es braucht einfach sehr kluge Klimapolitik, die jetzt nicht nur die Ressourcen-Nutzung verlagert.
00:06:08: Vielleicht kannst du ein Beispiel geben, wenn es keinen Klimaschutz gibt,
00:06:11: wieso es vielleicht neue Kriege geben könnte, um was denn?
00:06:14: Oder was sind so die sicherheitspolitischen Probleme, die aufkommen können?
00:06:19: Es gibt so viele Beispiele angefangen von allein schon knapp het von Wasser,
00:06:24: wir sehen, dass die Anteerträge für Grundnahrungsmittel in den nächsten Jahrzehnten Ladpognosen deutlich zurückgehen werden.
00:06:31: Migration ist auch ein großes Thema.
00:06:33: Die Erderhitzung destabilisiert einfach unser ganzes System.
00:06:37: Also beim Schutz des Klimas sozusagen, ich finde, das ist auch ganz wichtig.
00:06:41: Es geht nicht nur darum, einfach die Natur zu erhalten,
00:06:43: sondern es geht primär auch darum, unsere menschliche Gesellschaft zu erhalten,
00:06:47: weil unser Wirtschaftssystem darauf aufgebaut ist, ein stabiles Klima zu haben.
00:06:52: Und wenn sich das destabilisiert, dann gerät das alles aus dem Gleichgewicht.
00:06:57: Vielleicht noch ein Frage zu dem Krieg, der zerstört ja sofort und das ist irgendwie ziemlich real.
00:07:03: Und die Klimakrise ist, wie gesagt, ein ganz langfristiges Szenario.
00:07:06: Wieso würdest du denn sagen, warum müssen wir denn jetzt handeln?
00:07:09: Also können wir das nicht auch ein bisschen verlagern noch?
00:07:12: Na ja, wie vorher gesagt, die Klimakrise ist längst kein Szenario mehr,
00:07:16: das so ganz in einer neu entstandenen Zukunft liegt.
00:07:19: Das ist heute schon eine sehr harte Realität für sehr viele Leute.
00:07:23: Und jetzt nicht zu handeln, bedeutet einfach, dass alles noch sehr viel heftiger wird.
00:07:28: Natürlich kann man das machen, aber die Prozesse, die dabei in Gang gesetzt werden,
00:07:33: geraten einfach damit außer Kontrolle.
00:07:35: Also man riskiert sehr viel und riskiert, dass es einfach sehr viel heftiger wird.
00:07:40: Dann kommen wir aber vielleicht zur Wirtschaft jetzt und zu erneuerbaren Energien und Gas und Öl und so weiter.
00:07:45: Könnte es dann sein, dass wir gerade eine funktionierende Wirtschaft opfern,
00:07:49: um ein Klimaproblem zu lösen, dass sich technologisch vielleicht später
00:07:53: viel günstiger lösen lassen würde?
00:07:55: Wir haben jetzt auch gerade nicht unbedingt das Geld locker, Österreich muss zum Beispiel jetzt sparen.
00:07:59: Auch hier gilt dir länger, wir warten, dass so teurer wird es.
00:08:03: Klimaschäden, Anpassungskosten explodieren, wenn wir nicht frühzeitig gegensteuern.
00:08:08: Da gibt es Zahlen, wie vor hat zum Beispiel berechnet, dass das klimapolitische Nichthandeln
00:08:13: uns schon heute zwischen 5,7 Milliarden Euro im Jahr kostet.
00:08:18: Das ergibt sich unter anderem durch klimabedingte Schäden, Stürme, Überschwemmungen.
00:08:22: Das ergibt sich auch durch höhere Gesundheitsausgaben und stark steigende Kosten für die Klimaanpassung.
00:08:28: Außerdem ist das mit dem Hoffen auf technologische Durchbrüche.
00:08:33: So ein Ding, Erfindungen wie Carbon Capture and Storage oder E-Fuels, die da so hohe Hoffnungsträger sind,
00:08:39: sind sicher wichtig in vielen Bereichen, aber es sind einfach keine Wundermittel.
00:08:43: In beiden Fällen braucht der Betrieb bzw. die Produktion riesige Mengen an Energie und ist einfach sehr teuer.
00:08:49: Also wenn wir darüber reden, wie viel das Ganze kostet, dann sind solche Lösungen ganz bestimmt nicht der sinnvolle Weg.
00:08:55: Und würden auch nicht genügend so zwei einsparen.
00:08:59: Also das sind in Segmenten gute Ideen und wichtig, aber es befreit uns jetzt sozusagen nicht davon, auch an anderen Schrauben zu drehen.
00:09:07: Wenn wir jetzt unser Wirtschaftssystem umstellen und vielleicht auf erneuerbare Energien umsteigen
00:09:13: und viele Wirtschaftssektoren und Branchen würden sich wahrscheinlich dadurch auch ändern,
00:09:17: wie viele Arbeitsplätze gehen denn dann verloren und wie viele entstehen wirklich?
00:09:21: Also wie viel kostet uns das sozusagen an Arbeitskraft und Kaufkraft?
00:09:25: Es ist schwierig, das jetzt so in Zahlen zu fassen.
00:09:28: Es kommt sich darauf an, wie der Umstieg gestaltet ist.
00:09:30: In Österreich denke ich jetzt, also das ist vielleicht ein Beispiel der Stahlkonzern für Stalpine.
00:09:36: Die Herstellung von Stahl ist ein sehr CO2-intensiver Prozess, das ist nicht einfach umzustellen.
00:09:43: Und Grüner Stahl, den die Fürste jetzt produzieren möchte, der wird sehr viel teurer sein,
00:09:47: dass die dann die Frage, wie gut dieser Markt dann funktioniert.
00:09:51: Und ich denke, Unternehmen, wie die Fürste, müssen politisch bis zu einem gewissen Grad unterstützt werden.
00:09:56: Dass wir das Gesellschaft sagen, wir wollen, dass die Produktion anders läuft, grüner läuft.
00:10:01: Ob das nur der Markt regelt, wird man sehen, wie gut das funktioniert.
00:10:04: Aber es gibt da zum Glück sehr gute Kniffe, wie man hier unterstützen kann mit Energiekosten und Erleichterungen.
00:10:12: Man kann ja politisch sehr viel machen, um Arbeitsplätze zu erhalten.
00:10:16: Insgesamt kann man aber vor allem auch sagen, dass unterm Strich davon ausgegangen wird,
00:10:20: dass im Umstieg auf erneuerbare sehr, sehr viel neue Arbeitsplätze entstehen werden.
00:10:25: Für Europa hat sich zum Beispiel das Wien-Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche angesehen.
00:10:31: Was der Hochlauf der Produktion von Elektroautos, Photovoltaik, Batterien, Windkraftanlagen und elektrischen Motoren bedeuten würde.
00:10:39: Sie haben sich ausgerechnet, dass die Wirtschaftsleistung laut dieser Studie um 18,4 Milliarden Euro steigen würde
00:10:47: und 200.000 neue Arbeitsplätze schaffen würde und auch dann in der Zulieferbranche enormes Potenzial haben würde.
00:10:55: Das ist dann noch nicht mitgerechnet in diese zusätzlichen Arbeitsplätze.
00:10:59: Es ist eine Veränderung im System, es sind sicher andere Fähigkeiten, die gebraucht werden, andere Profile, andere Ausbildungen.
00:11:06: Aber grundsätzlich werden da schon sehr viele neue Jobs entstehen.
00:11:10: Immer wenn sich neue Branchen bilden und andere verloren gehen, frage ich mich, wer verdient denn eigentlich an der Energiewende?
00:11:19: Ist Klimaschutz nicht vielleicht auch ein neues Geschäftsmittel für Konzerne und Politiker*innen?
00:11:25: Natürlich entstehen neue Märkte, das ist bei jeder großen Transformation so, wie du gesagt hast.
00:11:32: Ohne Klimaschutz verlieren wir auf jeden Fall alle, vielleicht außerdem in die Energiewende sehr stark Bremsen.
00:11:38: Natürlich gibt es sehr starke wirtschaftliche Interessen, die heute noch an dem Weiterwieb bisher festhalten, also eher auch dieser Teil.
00:11:45: Und auch in der Entstehung neuer Märkte wird diese Transformation natürlich auch stark genutzt, um Geld zu machen.
00:11:53: Und das ist ganz klar, es geht hier schon um viele verschiedene Interessen dabei, das sicher.
00:12:09: nicht Privatpersonen, alles mehr. Also wenn der Umstieg mal geschafft ist, dann kostet das
00:12:15: Privatperson auf jeden Fall weniger, also erneuerbare Senken, die Stromrechnungen deutlich. Es
00:12:20: sehen wir in Deutschland, wo ein sehr hoher Teil des Stroms durch die Windkraft erzeugt wird,
00:12:24: dass dort die Kosten gedrückt werden. Z.B. grundsätzlich kann man sagen, der Umstieg rechnet
00:12:29: sich einfach oft schon nach einigen Jahren durch geringere Energiekosten, durch mehr Unabhängigkeit.
00:12:33: Die Anfangskosten sind hoch, aber langfristig spart man sich Geld, aber gleich kennt das
00:12:39: Problem mich, auch in einer Altbau-Wohnung in Wien mit Gasheizung und alten Kastenfenstern. Und
00:12:45: erst mal steht man davor in riesigen, riesigen Rechnungen und fragt sich, wo man anfangen soll,
00:12:50: weil alles sehr teuer ist. Das ist sicher. Ja, nämlich weil auch Benzin und Gas halt noch funktionieren
00:12:57: und Öl und das auch noch relativ günstig ist, würde ich jetzt mal sagen, je nachdem wann. Aber
00:13:03: warum investieren wir denn in teure E-Autos und Wärmepumpen, wenn es doch jetzt eh noch geht?
00:13:07: Na ja, funktionieren fossile Brennstoffe, sagen wir etwa 90 Prozent der gesamten Tierzweihemissionen
00:13:13: und etwa 75 Prozent aller Treppersgasemissionen, wenn man Methan und so mitrechnet. Außerdem werden
00:13:19: fossile Energien immer teurer und unsicherer, erneuerbare, sind klimafreundlicher, werden dann
00:13:26: langfristig sehr viel günstiger sein. Und wenn man, je länger man wartet, desto mehr Zeit verliebt
00:13:31: man da einfach. Also finanziell lohnt sich der Umstieg und kommt heute eh schon sehr spät. Wenn
00:13:37: wir jetzt aber über Privatpersonen reden, muss natürlich diese Umstellung unterstützt werden.
00:13:41: Gehen wir mal weiter zur Ernährungssicherheit und zum Wetter. Wir haben ja jetzt eine
00:13:46: Landwirtschaft in vielen Teilen der Welt, wo auf einem Feld oder auf tausenden Feld dann
00:13:52: immer das Gleiche auch angebaut wird, also Monokulturen. Das hat die Lebensmittel deutlich
00:13:57: billiger und die ganze Produktion deutlich effizienter gemacht. Wieso sollen wir denn davon
00:14:01: jetzt runter? Das ist ja oft eine Forderung. Monokulturen machen das System einfach anfälliger
00:14:07: für Schädlinge, für Wetterextreme. Es werden Böden zerstört, Viatenvielfalt und das riecht sich
00:14:13: langfristig. Ein Beispiel aus Österreich, das ist der Borkenkäfer auf den Fichtmonokulturen. Ich
00:14:21: denke jetzt auch an diese riesigen Sojafelder in Brasilien. Das ist schon sehr beeindruckend,
00:14:26: wenn man das sieht. Man sieht irgendwie nur bis zum Horizont, nur Soja, nichts anderes. Und das
00:14:31: Ökosystem, das dort zum Beispiel für diese Sojafelder zerstört wurde, hat sehr viel CO2
00:14:37: gespeichert und war in meiner wichtige Wasserquelle in Brasilien. Dadurch, dass man dort einfach
00:14:42: dieses Ökosystem entfernt hat unter riesige, riesige, riesige Felder angelegt hat, beeinflusst
00:14:48: man die Wasserversorgung in umliegenden Bundesstaaten genauso mit und das riecht sich. Aber wenn jetzt
00:14:56: die Ernährung auch umgestellt wird, wird es dann nicht auch für Privatpersonen wieder teurer
00:15:01: vielleicht. Ist das nicht eine Sorge vielleicht, die viele haben? Klimaschutz muss sozial gerecht
00:15:07: gestaltet werden. Klar, gesunde Ernährung kann kein Luxus sein. Dafür braucht es gezielter
00:15:12: Unterstützung für ihre Preise, Unterstützung von Landwirt*innen bei der Produktion von
00:15:18: hochwertigen Lebensmitteln von einer hochwertigen Produktion. Wie schon gesagt vorher im Klimaschutz
00:15:23: ist einfach kluge Politik unglaublich wichtig, weil es sehr beschränkt ist, wie viel die
00:15:28: einzelne der einzelne tun kann. Kann man mit Konsum so gewisse Signale setzen. Aber das ist
00:15:35: sehr begrenzt irgendwo. Also braucht es eine sozial gerechte Steuerung. Aber wenn jetzt zum Beispiel
00:15:41: durch Extremwetter in Europa die Ernte ausfällt, ja dann kaufen wir halt einfach aus anderen Ländern,
00:15:47: aus anderen Kontinenten. Also gibt es dann eigentlich ein Problem. Das wäre so, wenn wir über eine
00:15:53: lokale Veränderung sprechen würden. Wir sprechen über eine Veränderung, die weltweit passiert.
00:15:58: Weltweit nehmen Ernte-Ausfälle zu. Eine neue Studie, die ich mir jetzt vorangeschaut habe in
00:16:03: Vorbereitung noch, hat sich mit den sechs wichtigsten Grundnahrungsmitteln beschäftigt und sich
00:16:08: angeschaut, wie Reis, Walzen, Mais, sich entwickeln werden in den nächsten Jahrzehnten und prognostiziert,
00:16:13: dass bis Ende des Jahrhunderts ein Produktionsrückgang von 11 Prozent passieren wird, während die
00:16:19: Weltbevölkerung wächst. Also man steuert hier auf ein riesiges Problem zu, dass man nicht durch
00:16:24: Käufe aus Übersee kompensieren werden kann. Ja, schade, da war eine Idee. Aber wir haben doch
00:16:30: auch Versicherungen und Subventionen. Und dann frage ich mich, warum dann so getan wird man nicht
00:16:35: mal, als würden Bauern vielleicht Reihenweise untergehen. Also wenn eine schlechte Ernte ist,
00:16:38: wird man halt von der Versicherung sozusagen drüber gehoben. Naja, Versicherungen helfen nur
00:16:44: begrenzt. Subventionen auch, die sind in einer gewissen Form ausgestaltet, die sich vor allem so an
00:16:51: die größten Flächen, die die Landwirte-Wirtschaften richtet. Also so stark subventioniert wird der
00:16:57: Bereich in gewissen Fällen schon, aber nicht grundsätzlich. Und vor allem, wenn Werte-Extreme
00:17:02: zunehmen, dann steigen auch die Kosten und die Risiken für allen. Das kann kein System ewig
00:17:07: auffangen. Auch heute decken Versicherungen nicht sämtliche Schäden. Das ist jetzt nicht auf die
00:17:13: Landwirtschaft bezogen, aber in Florida sehen wir heute schon eine riesige Versicherungskrise,
00:17:18: weil Versicherer nur noch sehr teuer Versicherungen hergeben, weil einfach das Risiko so hoch ist,
00:17:23: dass das Schäden passieren. In Florida können heute schon sehr viele Leute ihre Häuser nicht
00:17:27: versichern, weil es einfach die Möglichkeiten dazu gar nicht mehr gibt. Okay, vielleicht gibt es ja
00:17:33: konkrete Zahlen. Wie viele Milliarden kostet es uns, jedes Jahr Klimaschäden in der Landwirtschaft
00:17:37: auszubessern? Und vielleicht eine zweite Frage noch dran gehängt. Wieso lässt man denn das nicht
00:17:43: einfach den Markt regeln? Also sagen wir mal, ein Gemüse, ein Getreide ist vielleicht nicht so
00:17:48: hitzebeständig oder nicht so wasserbeständig. Ja, kann es dann der Markt nicht regeln,
00:17:51: dass die Bauern dann was anderes anbauen? Also einfach ist es halt nicht, aber zu den Zahlen zu
00:17:57: erst. Ich habe vorausgeschrieben, im Jahr 2024 haben Klimaschäden in der österreichischen
00:18:03: Landwirtschaft 260 Millionen Euro ausgemacht, 150 davon wurden Doktoren verursacht, 60 durch Frost
00:18:10: und 50 Millionen Euro durch Hagel, Sturm und Überschwemmungen. Und heute warnen Versicherer
00:18:16: in Österreich auch schon ganz konkret davor, dass die Schäden immer weiter zulegen und in Höhensteigen,
00:18:22: die dann irgendwann nicht mehr machbar sind. Das trifft dann natürlich am Ende auch SteuerzahlerInnen.
00:18:28: Gehen wir vielleicht mal den Schluss fragen und zwar können wir nicht erst andere Probleme
00:18:34: lösen und dann halt in fünf Jahren die Klimakrise angehen, haben wir dann vielleicht neue Technologien,
00:18:40: dann ist eine ganze neue Weltordnung vielleicht da und lassen sich die Folgen vielleicht viel
00:18:44: besser händeln. Ja, eine neue Weltordnung, mal sehen, in welche Richtung das geht, also weil
00:18:49: es nicht so optimistisch ganz klar ist, dass es für die Erderhitzung ganz egal ist, was politisch
00:18:57: gerade passiert auf der Welt, da geht es um Physik und die wartet nicht darauf, bis man an irgendwelchen
00:19:03: Wunderwaffen rumgepastelt hat. Und es ist einfach so, dass je länger gewartet wird, dass der teurer
00:19:09: und schwieriger wird, dass es zu höher werden Schäden, dass es schwieriger wird mit dem gesamten
00:19:13: Paket dann umzugehen, das da auf einen herein brasselt. Der Einsatz neuer Technologien, wie gesagt,
00:19:20: vorher ist es wichtig, aber eben auch teuer und wir sind längst an einer Stelle angelangt,
00:19:25: an der man nicht mehr zuwarten kann, sind ganz im Gegenteil schon sehr spät dran und bewegen
00:19:31: uns heute schon auf sehr schnell auf Kipppunkt im Klimasystem zu, die, wenn wir die überschreiten,
00:19:38: ganz gravierende Folgen haben und es dann schwer noch möglich sein wird, wieder zum
00:19:45: vorigen Gleichgewicht sozusagen zurückzufinden, also noch weiter zuzuwarten macht, ja auf
00:19:50: gar keinen Fall mehr Sinn. Ich habe jetzt schon verstanden, dass Klimaschutz wirklich rentabel
00:19:55: ist und vor allem wenn wir es jetzt direkt angehen, es kostet natürlich, aber auf Dauer
00:19:58: ist es billiger als jetzt noch länger zu warten. Aber warum machen das dann die Länder nicht
00:20:03: von selbst, wenn diese Rechnung eigentlich eindeutig ist? Viele Länder stecken sehr in unseren
00:20:10: heutigen Strukturen fest, fürchten kurzfristige Nachteile, auch mittelfristige Nachteile. Natürlich
00:20:16: gibt es in Transformationen auch Verlierer, das muss man auch klar sagen, also es ist
00:20:22: nicht nur eine Win-Win-Situation, Klimapolitik braucht langfristige Planung und wie vorher
00:20:29: gesagt, wir sind einfach als Menschen und unsere Psychologie tut sich sehr viel leicht
00:20:33: damit kurzfristigen Antworten, kurzfristigen Problemen, auf die reagieren wir zuerst. Trotzdem
00:20:39: sehen wir heute schon, dass immer mehr Staaten auf Klimaschutz setzen, weil sie Chancen darin
00:20:45: sehen, wenn wir jetzt nach Skandinavien schauen zum Beispiel, da wird sehr viel in die Richtung
00:20:50: gemacht, weil einfach klar ist, dass das auch wirtschaftlich rentabel ist.
00:20:54: Und wenn Klimaschutz wirklich so dringend ist, was er ja ist, warum handeln denn dann selbst
00:20:59: die lautesten Stimmen in der Pilotik so zögerlich? Also es ist klar, dass es mehr
00:21:02: kostet, es ist klar, dass, wenn wir es nicht sofort handeln, eigentlich spricht er nicht
00:21:07: dagegen sofort anzufaggen.
00:21:09: Ich meine, angefangen wurde ja schon an einigen Stellen, also es ist ja auch nicht so, dass
00:21:14: man überhaupt nicht über das Problem spricht und nichts in die Richtung gemacht wurde,
00:21:18: es passiert viel, es gibt viele verschiedene Instrumente, die heute schon greifen, ich weiß
00:21:23: nicht, in Europa der Emissionshandel, der ganze Green Deal, der Kommission. Hier wird
00:21:28: jetzt zurückgerudert in vielen Bereichen, aber grundsätzlich, es passiert natürlich
00:21:32: schon viel. Aber lang nicht genug und ich glaube, das hat ganz viele Gründe, aber unter anderem
00:21:37: eben auch, dass Veränderung unbequem ist, viele mächtige Interessen an diesen alten
00:21:43: Strukturen hängen. Es geht darum, ein ganzes gesellschaftliches System zu verändern,
00:21:47: es ist einfach schwierig, es gibt so viele Hebel, so viele Stellen, die sich gegenseitig
00:21:53: beeinflussen, wieder hier ist einfach eine Lösung nicht so einfach, also es gibt nicht
00:21:57: die eine Lösung, es braucht ganz viele verschiedene Kniffe. Und ein politisches Problem ist vielleicht
00:22:04: auch, dass die Früchte von jetzigen Entscheidungen nicht so schnell geantelt werden können,
00:22:10: also man wird einfach nicht so ganz schnell Verbesserungen sehen und dann ist die Frage
00:22:16: wer setzt unbequeme Politik durch, die jetzt heute Leute nicht so super finden, vielleicht
00:22:21: nicht wählen, wenn dann erst künftige Generationen das so richtig mitbekommen werden, was das
00:22:28: bedeutet, hat die Umstellungen, die heute passieren. Aber ich denke schon, dass man
00:22:33: sieht, dass das prug wächst, auch wenn jetzt so kurzfristig, ich grad so, man grad irgendwie
00:22:39: das Gefühl hat man den Kopf in den Sand stecken, weil irgendwie an allen Enden verwässert
00:22:45: wird und wieder zurückgerudert wird und einfach global andere Themen grad im Fokus sind und
00:22:50: ist ja auch wichtig, sich mit akuten Problemen zu beschäftigen. Aber der Druck wächst und
00:22:55: ich denke auch, wenn jetzt grade das ganze so eine Delle bekommen hat, wird das auch wieder
00:23:01: in die andere Richtung überschwappen und wird weiter dran gearbeitet werden, dass hier
00:23:06: doch noch was passiert. Vorsichtig optimistischer Ausblick, dass natürlich schon einiges im
00:23:10: Gang ist, aber im Großen sind wir einfach schon verdammt spät dran und jetzt zu sehen, wo
00:23:16: zurückgebaut wird, ist schon ziemlich hart. Also wie sich das noch ausgehen soll, frag ich mal
00:23:23: sehen, kommen wir noch zu keinem runden Ende. Ja, das war doch trotzdem ein gutes Ende,
00:23:27: finde ich. Vielen Dank, Alice, für den super Einblick und den ganz genauen Einblick und
00:23:32: ich glaube, die Frage kann man relativ einfach beantworten. Am Anfang, ja, Klimapolitik lohnt
00:23:36: sich und vor allem kostet sie zwar, aber sie kostet uns später viel mehr, wenn wir es
00:23:40: nicht machen als jetzt. Das ist, glaube ich, ein eindeutiges Zeichen. Ja, vielen Dank für
00:23:46: das Gespräch, Alice, ja? Danke, Natasha. Danke auch fürs Zuhören. Wenn es euch gefallen hat,
00:23:51: dann freuen wir uns, wenn ihr uns weiter empfehlt. Gebt uns auch gerne eine gute Bewertung auf
00:23:55: Spotify, Apple Podcast oder wo auch immer ihr Podcast hört. Feedback und Fragen,
00:23:59: gerne an Podcast@derStandard.at. Wir freuen uns immer. Diese Folge wurde produziert von
00:24:04: Christoph Neuwirt. Ich bin Natasha Ickert und sage Tschüss, bis zum nächsten Mal.