Der STANDARD-Podcast über Geld
00:00:00: Willkommen zu "Lohnt sich das?" der Standard-Podcast über Geld.
00:00:21: Mein Name ist Annika Dang.
00:00:23: Ob Rasierer, Deos oder die Textilreinigung, Produkte und Dienstleistungen für Frauen,
00:00:29: sind häufig teurer als für Männer.
00:00:32: Dieses Phänomen hat einen Namen, "Pink Tax".
00:00:35: Aber woher kommen diese Preisunterschiede?
00:00:37: Wo begegnen sie uns im Alltag und was lässt sich dagegen unternehmen?
00:00:42: In dieser Folge spreche ich mit zwei Expertinnen, die sich mit Konsum, Geschlechtergerechtigkeit
00:00:47: und Marktmechanismen auseinandersetzen.
00:00:50: Ines Größenberger ist Soziologin und Referentin für Frauenpolitik
00:00:54: und Martina Plazza ist Juristin und Konsumentenschützerin, beide bei der Arbeiterkammer Salzburg.
00:01:00: Willkommen, Frau Größenberger.
00:01:01: Vielen Dank für die Einladung.
00:01:03: Und willkommen, Frau Plazza.
00:01:04: Aber von meiner Seite vielen Dank für die Einladung.
00:01:07: Bevor es gleich mit dem Thema losgeht, noch ein wichtiger Hinweis an unsere Hörder*innen.
00:01:11: Wenn euch unser Podcast gefällt, dann abonniert uns am besten gleich noch,
00:01:15: bevor es losgeht auf Spotify, Apple Podcast oder wo auch immer ihr uns hört.
00:01:19: Dann verpasst ihr auch künftig keine neue Folge mehr.
00:01:22: Liebe Frau Größenberger, was genau versteht man denn unter dem Begriff "Pink Tax"?
00:01:27: Ja, die Pink Tax bezeichnet eben eine systematische Preisbenachteiligung
00:01:31: von Produkt- und Dienstleistungen, die eben speziell für Frauen vermarktet werden.
00:01:36: Und Pink Tax würde vermuten lassen, es geht um eine Steuer, eine offizielle,
00:01:40: aber es ist tatsächlich keine Steuer, es ist einfach ein extra Aufpreis,
00:01:44: ein unsichtbarer Aufpreis, der eben auf Produkte und Dienstleistungen aufgeschlagen wird,
00:01:49: speziell, wenn es sich um Frauenprodukte handelt.
00:01:52: Seit wann gibt es denn diesen Begriff und wurde dieses Phänomen schon länger erforscht?
00:01:57: Also meine Recherche hat ergeben den Begriff, also er kommt aus den Englischen,
00:02:01: wie man sich denken kann, und das Pink, das steht sozusagen für die Farbe Rosa,
00:02:05: und das ordnet man ja laut unseren Rollenzuschreibungen doch eher den Frauen zu.
00:02:09: Deshalb die Pink Tax.
00:02:10: 2010erjahre war so der Start, wo man das in der breiten Öffentlichkeit
00:02:14: mehr über das Thema gesprochen hat.
00:02:16: Aber es hat schon in den 90er Jahren, 1994 hat die US-Regierung
00:02:21: eine Studie veröffentlicht, und zwar from cradle to cane,
00:02:25: the cost of being a female consumer.
00:02:28: Die haben bereits damals in den 90er Jahren viele Produkte, Pflegeprodukte,
00:02:32: Hygieneprodukte von Frauen und Männern untersucht und sind zu dem Schluss gekommen,
00:02:36: dass es damals schon einen Preisunterschied von 7% gegeben hat.
00:02:40: Also die Produkte von Frauen waren im Schnitt 7% teurer.
00:02:43: Und das muss man sich schon vorstellen vor dem Hintergrund,
00:02:46: dass damals dieses genderspezifische Marketing nur viel weniger ausgeprägt war,
00:02:51: als es heute ist.
00:02:52: Früher hat man eher geschaut, dass man wieder eher auf neutralere Dinge geht.
00:02:55: Mittlerweile ist es ja wirklich sehr stark ausgeprägt,
00:02:58: und wir haben es ja bei unseren Erhebungen festgestellt,
00:03:00: dass die Unterschiede durchaus teilweise sehr stark sind.
00:03:03: Ja, vor Platz können Sie uns vielleicht ein paar konkrete Beispiele nennen,
00:03:07: wo uns diese Pink Tax denn im Alltag begegnet.
00:03:10: Ja, also Studien und Preiserhebungen haben gezeigt,
00:03:13: dass Pink Tax bereits im Kindesalter beginnt.
00:03:16: Und zwar nach einer aktuellen Preiserhebung wurde zum Beispiel
00:03:19: ein Kinderfrühstücksgescheher Z erhoben,
00:03:22: das sich rein durch die Farbe unterscheidet
00:03:25: und das Produkt, das rosa gestaltet ist, kostet 15,99 €
00:03:29: und das Produkt des Blaues 12,99 €.
00:03:33: Absatz von klassischen Beispielen, die es gibt,
00:03:35: also das auf jeden Fall einen Einwegrasierer zu nennen,
00:03:39: wo der Griff zur Pinkenbackung in der Regel teurer ist
00:03:41: als der Griff zur Blauen Backung,
00:03:43: zieht sich Pink Tax sogar bis in den Bereich von Medizinprodukten.
00:03:47: Da gab es letztes Jahr einen Hersteller,
00:03:50: der bisher ein Kramflöschen des Schmerzmittel
00:03:52: in einer grünen Verbackung,
00:03:54: einer neutralen grünen Verbackung angeboten hat.
00:03:56: Und dann auf die Idee kam nun,
00:03:58: das Produkt einmal in einer Pinkenversion zu vermarkten
00:04:01: und dafür aber einen Aufschlag verrechnet hat.
00:04:03: Das heißt, in diesem Produkt hat sich derselbe Wirkstoff befunden,
00:04:07: aber das rosa Produkt wurde teurer vermarktet als das grüne Produkt.
00:04:12: Und in Folge dessen gab es dann aber in den sozialen Medien
00:04:16: einen Shitstorm in den Regelrechten.
00:04:18: Und der Hersteller hat nun den Preis mittlerweile angepasst.
00:04:21: Klassische andere Bereiche sind auch Friseurdienstleistungen
00:04:25: und Textilreinigungen.
00:04:26: Auch hier hat sich in der Vergangenheit gezeigt,
00:04:28: dass gerade hier geschlechtsspezifische Preisgestaltung stattfindet.
00:04:33: Das haben Sie schon gesagt, die Bandparte
00:04:34: ist ja eigentlich relativ groß geworden, das begegnet.
00:04:36: Vor allem Hygienartikel sind dafür besonders bekannt.
00:04:40: Was finde ich sagen, woran liegt es vielleicht,
00:04:43: dass es gerade in der Gruppe so oft vorkommt?
00:04:45: Ich glaube, bei Hygieneartikel ist es tatsächlich so,
00:04:48: dass sie leichter geschlechtsspezifisch vermarktbar sind,
00:04:52: als zum Beispiel Lebensmittel.
00:04:54: Wir haben dann auch bei den Hygieneartikel
00:04:57: sehr viele Inhaltsstoffe, die sind oft sehr schwer zu vergleichen.
00:05:00: Und wir haben da dieses Marketing,
00:05:02: die eben sagt, wir verpacken es ein bisschen anders,
00:05:04: machen es, färben es, parfümieren es
00:05:07: und sprechen dann als speziell Frauen an.
00:05:09: Und da spricht man dann natürlich diese Geschlechts-Dereotypen an,
00:05:13: wo man sagt, man setzt einen emotionalen Anreiz,
00:05:15: Kaufanreiz, in dem man es halt anders gestaltet.
00:05:18: Eben genau diese Pink-Tags, diese Geschlechter,
00:05:21: die man da ansprechen will.
00:05:23: Und es dürfte ja auch funktionieren.
00:05:25: Und man kann es natürlich deswegen machen,
00:05:26: weil man heute die Inhalte gerade als Konsument,
00:05:28: die ihn sehr schwer vergleichen kann.
00:05:30: Ich kann hinten durchlesen, wir kennen das alle.
00:05:32: Die ganzen Inhaltsstoffe sind so klein gedruckt,
00:05:35: dass man sie erstens nicht lesen kann und so viele.
00:05:37: Ich habe da aus Konsumentin kaum Vergleichsmöglichkeiten
00:05:39: für mich selbst zu entscheiden.
00:05:41: Und man hat dann auch gleichzeitig
00:05:43: so eine starke Produktvielfalt,
00:05:44: kann man anbieten bei Hygieneprodukten.
00:05:47: Man hat dann gerade für Frauen, wenn man sich anschaut,
00:05:49: viele Varianten für empfindliche Haut,
00:05:52: Anti-Aging-Produkte mit Allo-Vera,
00:05:54: für junge Haut und so weiter und so weiter.
00:05:57: Und das soll den Anschein bringen,
00:05:59: dass man da sozusagen diese Vielfalt,
00:06:01: dann auch den Eindruck erwecken,
00:06:03: dass es einen höheren Wert hat,
00:06:04: weil die eben sagen Anti-Aging,
00:06:06: natürlich gibt es Inhaltsstoffe.
00:06:07: Aber ob es das immer wert ist,
00:06:08: was dann aufgeschlagen wird, ist die andere Sache.
00:06:11: Aber es soll diesen Preis zum Recht fertigen, genau.
00:06:14: Und während man bei Männer, um das kurz zu sagen,
00:06:16: umgekehrt auf diese 3 in 1 oder 7 in 1 Shampooshots,
00:06:20: wo alles in einem drinnen ist
00:06:22: und man sagt, das ist ein Wundermittel
00:06:23: und kostet im Vergleich kaum etwas,
00:06:26: das ist natürlich das andere Thema, genau.
00:06:28: Sie haben ja kürzlich eine Erhebung durchgeführt,
00:06:30: die vor allem auf Dienstleistungen fokussiert war,
00:06:33: weil wir jetzt viel über Produkte gesprochen haben.
00:06:34: Da waren eben der Friseur besucht dabei
00:06:36: oder die Textilreinigung.
00:06:38: Was haben Sie dabei festgestellt?
00:06:40: Genauso ausgehend von einer Empfehlung
00:06:43: der Gleichbehandlungsanwaltschaft,
00:06:44: dass gerade im Bereich von Friseurdienstleistung
00:06:47: und Textilreinigung in Preislisten
00:06:49: geschlechtsneutral gestaltet sein sollten,
00:06:51: also wirklich anknüpfen an die zu erbringende Leistungen
00:06:54: und auch orientiert am Arbeitsaufwand und nicht rein am Geschlecht,
00:06:57: haben wir uns angesehen,
00:06:58: wie die Preislisten in der Stadt Salzburg
00:07:00: von Friseuren gestaltet sind
00:07:02: und haben festgestellt, dass 3/4 der Preislisten
00:07:05: nach wie vor zwischen dem Geschlecht unterscheiden.
00:07:07: Das heißt, hier wird einem Frauenkopf
00:07:09: von vornherein schon ein höherer Preis verrechnet
00:07:11: als einem Männerkopf.
00:07:13: Wir haben uns dann auch in der Kathirikurze Haare angesehen,
00:07:17: wie viel zahlt sozusagen eine Frau mit kurzen Haaren und ein Mann
00:07:20: und haben festgestellt, dass Frauen mit kurzen Haaren
00:07:23: für das selbe laut Preisliste angebotene Leistungspaket
00:07:26: um mehr als ein Drittel zahlt.
00:07:28: So ein Durchschnitt kostet so ein Haarschnitt
00:07:31: 38,72 Euro für die Frau und 29,17 Euro für den Mann.
00:07:35: Also hier haben wir einen wesentlichen Unterschied.
00:07:38: Wir haben uns auch den Bereich von Maniküre und BD-Küre angesehen
00:07:41: und hier hat sich gezeigt, dass es durchaus möglich ist,
00:07:44: geschlechtsneutrale Preislisten anzubieten,
00:07:46: weil hier gab es nur ein einziger Studio in der Stadt Salzburg,
00:07:50: das differenziert hat, ob jetzt eine Frauenhand behandelt wird
00:07:53: oder eine Männerhand mit der Begründung,
00:07:56: dass für die Frauenhand ein exklusiveres Kosmetikprodukt
00:07:59: verwendet wird, also eine spezielle Handcreme.
00:08:01: Das war die Begründung dafür.
00:08:03: Im Bereich der Textilreinigung haben wir telefonisch
00:08:07: die Preise abgefragt für das Waschen- und Handbügeln
00:08:10: eines schlichten Baumwollhemdes und einer schlichten Baumwollbluse,
00:08:15: die sich eben von dem Hemd nicht unterscheidet.
00:08:17: Das heißt, eine Bluse ohne Applikationen rüschen,
00:08:20: also eine schlichtgeschnittene Damenbluse
00:08:22: und haben festgestellt, dass knapp die Hälfte
00:08:25: der Textilreinigungsunternehmen für das Waschen- und Handbügeln
00:08:29: der schlichten Baumwoll-Damenbluse,
00:08:32: die sich in der Regel nur durch die Knopfleiste
00:08:34: unterscheidet einen höheren Preis verlangen
00:08:37: als für das vergleichbare Herrenhemd.
00:08:40: Und zwar liegt auch hier der Preisunterschied bei 30%.
00:08:43: Das heißt, im Durchschnitt kostet das Waschen- und Handbügeln
00:08:47: einer Bluse 7,55 Euro.
00:08:49: Und im Vergleich dazu für das Hemd hat der Mann 5,85 Euro zu zahlen.
00:08:54: Wir haben natürlich auch hier nachgefragt,
00:08:56: ob es dafür eine Begründung gibt.
00:08:57: Und hier war es so, dass wir nur von einem einzigen Anbieter
00:09:01: eine Begründung erhalten haben.
00:09:02: Und zwar, dass Damenblusen in der Regel schmähler geschnitten sind
00:09:06: und engere Ärmel haben und hier kein Ärmelholz hineinpasst.
00:09:09: Wobei ich dazu sagen muss, dass bei der Preisauskunft
00:09:13: nicht nach der Größe der Bluse gefragt worden ist.
00:09:15: Also, da ist von vorne an davon ausgegangen,
00:09:17: ist es eine schmale Bluse.
00:09:19: Ist diese Begründung natürlich auch sehr fraglich.
00:09:21: Hier gibt es dann Szenarien,
00:09:23: wo so ein Preisunterschied gerechtfertigt sein kann.
00:09:25: Sie haben jetzt auch gesagt, es gab dann irgendwie Begründungen.
00:09:28: Manchmal hört man, beim Friseur wird bei Kurzhaarschnitten,
00:09:31: bei den Frauen mit der Scherde und bei Männern
00:09:32: vielleicht mit der Maschine geschnitten.
00:09:34: Gibt es da irgendwie seriöse Begründungen auch für diese Unterschiede?
00:09:38: Also, es ist klar und unstrittig, dass ein einfacher Maschinenhaarschnitt
00:09:43: günstiger ist als ein aufwendiger Modehaarschnitt.
00:09:46: Nur geht es bei der Pinktacks ja darum,
00:09:48: dass von vorn herein schon der Frau für den Haarschnitt
00:09:52: mehr verrechnet wird und der Mann weniger.
00:09:54: Und es wäre natürlich auch interessant herauszufinden,
00:09:58: wenn ich mit kurzen Haaren komme, als Frau
00:10:00: und den Maschinenhaarschnitt der Herren angeboten wird,
00:10:02: also will ich so bekommen.
00:10:03: Hier haben wir auch Untersuchungen gezeigt,
00:10:05: dass diese Rollenbilder und Klischees auch sehr in den Köpfen verhaftet sind
00:10:09: und allein die geschlechtsneutrale Ausgestaltung von Preislisten
00:10:13: vielleicht gar nicht so stark hilft,
00:10:14: weil letzten Endes doch der Kopf dann entscheidet.
00:10:17: Jetzt haben wir schon gehört, so richtig gute Begründungen gibt es dann auch nicht immer.
00:10:21: Das wird dann von vorn herein irgendwie angenommen,
00:10:23: dass es da einen Unterschied gibt bei der Größe beim Haarschnitt.
00:10:26: Welche wirtschaftlichen und auch gesellschaftlichen Mechanismen
00:10:30: stecken denn hinter dieser Pinktacks?
00:10:32: Naja, neben den genannten Aspekten bei den Hygieneprodukten, Pflegeprodukten,
00:10:36: es ist natürlich schon, also gerade gesellschaftlich gesehen,
00:10:39: sonst die Geschlechterrollen.
00:10:41: Es läuft immer auf das selbe hinaus.
00:10:43: Man will da sozusagen die Frauen oder Männer,
00:10:46: aber in dem Fall Frauen natürlich, weil sie ja mehr Teilen ansprechen.
00:10:49: Und wir sehen schon, dass wir in unserer Gesellschaft
00:10:51: Schönheitsideale haben, die der Frau doch suggerieren.
00:10:55: Sie soll gut aussehen, gut hygienisch, man soll gut riechen.
00:10:59: Und das beste Beispiel ist auch das Anti-Aging.
00:11:02: Frauen sollen sozusagen am besten nicht älter werden,
00:11:06: beziehungsweise soll man es nicht sehen.
00:11:07: Mit dem kann man sehr viel Geld machen.
00:11:09: Und wenn es natürlich immer wieder gesellschaftlich suggeriert wird,
00:11:12: dass man eben jung bleiben soll und dass man schön sein soll und gepflegt,
00:11:17: dann wird man sich dem Druck, können sich viele auch nicht erwehren
00:11:20: und werden im Endeffekt diese Produkte kaufen,
00:11:22: dass sie es leisten können.
00:11:23: Und wir sehen das schon, dass gerade gesellschaftlich,
00:11:26: es fängt ja bei den Kindern an, bei den Babys im Grunde,
00:11:28: wenn man uns Strampfernzüge anschaut, in rosa und blau.
00:11:31: Auch wenn sie vielleicht in dem Fall dann keinen Preisunterschied haben,
00:11:34: aber es fängt bei den Rollen an.
00:11:36: Und wir haben auch die Produkte, die wir dann sehen,
00:11:38: wenn es um Badezusätze geht, die sind dann speziell für Mädchen,
00:11:41: mit mehr jungen Frauen und die für Jungs,
00:11:43: die sind eher dann so mutig und tapfer.
00:11:45: Also dieses Schönsein, gut aussehen gepflegt sein,
00:11:49: schon suggeriert, schon von Kindesbeinen auf und wird sich dann im Konsumverhalten der Wachsinn
00:11:54: einfach auch widerspielen. Glauben Sie, dass Unternehmen das bewusst einsetzen, um davon
00:12:00: zu profitieren, dieses geschlechtsbezifische Marketing? Also ich gehe sehr stark davon aus,
00:12:05: dass das ein ganz starkes Motiv ist, um eben auch mehr zu verdienen. Wenn ich eben weiß,
00:12:10: es gibt Schönerideale, das gleichzeitig auch immer wieder suggeriere, eben, dass es speziell
00:12:15: auch die Emotionen anspreche. Also es ist ja bewusstes Marketing, da gibt es ja durchaus Abteilungen,
00:12:20: die sich Gedanken machen, wie können wir hier ansprechen und was ist das Ziel natürlich auch
00:12:24: immer in mehr Umsatz und wenn ich natürlich der Gruppe hab, die direkt ansprechen kann,
00:12:28: die dann schlussendlich auch diese unsichtbare Steuer mitzahlt, weil ich eben sage, das ist
00:12:32: gut für dich, das sind Produkte speziell für dich, speziell für dein Thema, dann ist es natürlich
00:12:37: auf wirtschaftliche Überlegungen von Unternehmen und die ist durchaus bewusst. Welche Auswirkungen
00:12:42: können denn da langfristig für Frauen drohen sozusagen, also wenn man immer diesen Unterschied
00:12:48: hat bei den Finanzen auch dann? Ja, es ist schwierig, also ich denke, die direkte Mehrbelastung
00:12:53: durch die teureren Produkte und jetzt sehen wir das bei den erhobenen Produkten schon, bei den
00:12:58: Pflegeprodukten ist es ein bisschen was, dann haben wir die Friseure eben auch, da wo man als
00:13:03: Frau durchaus wirklich mehr zahlt als als Mann und dann gehen wir nach, eben auch wieder von
00:13:07: einem schönen als Idealaustung ist es ja nicht bei dem getan, dann kaufen sich Frauen Accessoires,
00:13:12: gewisse Kleidung, eine gewisse Vielfalt der Kleidung, weil wir eben genau diesem schön
00:13:16: als Ideal entsprechen und wenn man so anschaut, was so beworben wird, dann ist man eben,
00:13:20: hat man unterschiedliche Kleidung, man ist immer adrettgekleidet, hat die entsprechenden Accessoires
00:13:25: und in einer Gesellschaft, wo das nicht so vorgelebt wird oder nicht so propagiert wird,
00:13:28: wäre es spannend, wie da die Ausgaben sich gestalten würden, aber es tatsächlich Frauen
00:13:33: da schon so glaube ich eben durch diese Vorstellungen, die durch das Marketing einfach auch mehr dazu
00:13:39: verleitet werden, das auch zu machen und dem zu entsprechen und das dann auf der anderen Seite
00:13:44: vor dem Hintergrund, dass wir einen Gender Pay Gap haben, nach wie vor Frauen einfach
00:13:49: auch strukturelle Benachteiligungen haben, weniger verdienen, es sind so im Spruch nicht 18%
00:13:54: weniger Einkommen, Frauen arbeiten vielfach in Branchen oder die Branchen, in denen Frauen arbeiten
00:14:00: haben auf der Niedrigteilslohn-Niveau, arbeiten viel in Teilzeit, weil sie Kinder betreuen und dann
00:14:04: ist so die Frage der Existenzsicherung und auch wie viel Geld bleibt mir dann über, um zum Beispiel
00:14:09: auch eben meine eigene Existenz zu sichern oder auch Vorsorge zu treffen für die Zukunft, dass
00:14:14: ich, wenn ich ein bisschen was überbleibe, aber wenn ich natürlich das alles mit einrechne, was ich
00:14:18: mehr zahle oder zahle, damit ich am Schönheitsideal entspreche, dann ist das viel Geld und da bleibt
00:14:23: dann bei geringerem Einkommen wenig über und speziell da die Alleinerzieherinnen sind da nun mal
00:14:29: angesprochen, weil auch die sind vor Schönheitsidealen nicht gefeit, aber haben aber gleichzeitig nur
00:14:34: ein Einkommen, wie sie das ihrer Existenz sichern muss. Also kann man in Summe sagen, Frauen haben
00:14:39: einen höheren Lebenshaltungskosten bei geringeren Einkommen genau und Alleinerzieherinnen doppelt,
00:14:45: sozusagen betroffen. Wie reagiert denn die Politik auf dieses Thema oder sie auch beim
00:14:50: Konsumentenschutz? Also in der EU haben wir das Grundrecht, nämlich ein allgemeines
00:14:56: Verbot der Diskriminierung und dieses Grundrecht wird konkretisiert durch diverse EU-Richtlinien,
00:15:01: die dann in den Mitgliedstaaten auch bereits umgesetzt worden sind. Also hier ganz konkret im
00:15:06: Konsumbereich zu nennen ist die Richtlinie zur Verwirklichung der Gleichbehandlung von Männern
00:15:11: und Frauen beim Zugang zu und der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen. Und diese
00:15:16: Richtlinie wurde in Österreich durch das Gleichbehandlungsgesetz umgesetzt und sieht eben vor,
00:15:21: dass wenn eine Preisgestaltung ausschließlich am Geschlecht festgemacht wird, dann kann eine
00:15:28: unmittelbare Diskriminierung sein, die rechtziedrig ist und die einen Schadenersatzanspruch nach sich
00:15:34: zieht. Bei Dienstleistungen ist es recht eindeutig. Also wenn ich keine Wahlfreiheit habe und ich bei
00:15:41: der Dienstleistung aus Frau mehr zahlen muss, dann ist das eindeutig eine Diskriminierung. Beim
00:15:46: Zugang zu Gütern ist es durchaus etwas umstritten und fehlt hier die Rechtssicherheit, weil es die
00:15:52: Argumentation gibt, dass Frauen ja nicht gezwungen sind, das rosa Produkt zu kaufen, sondern auch zu
00:15:57: dem blauen oder auch zu dem neutralen Produkt zu greifen. Also hier braucht es auf jeden Fall noch
00:16:02: eine Rechtssicherheit und dahin sehen auch wir uns in der Rolle, das Problembewusstsein in der
00:16:09: Bevölkerung zu schaffen, aufzuklären, auch das Gleichbehandlungsgesetz an sich bekannt
00:16:14: dazu machen und auch anzuregen, Fälle zu melden, um dann in weiterer Folge daraus den Schutz für
00:16:21: Diskriminierung zu verbessern. Gibt es denn Beispiele von Ländern, wo das schon besser
00:16:25: funktioniert als bei uns vielleicht? Also es gibt recht aktuell in Kalifornien eine Assembly Bill,
00:16:32: die tatsächlich jetzt eindeutig festlegt, dass Unternehmen es untersagt ist, Produkte auf
00:16:39: allein aufgrund des Geschlechtes erhöher zu bepreisen und hier sind auch recht hohe Geldstrafen
00:16:44: vorgesehen, ohne dass es notwendig ist, dass ich einen konkreten Schaden nachweisen muss. Also
00:16:48: hier gibt es eine eigene Einrichtung, die auf Einmeldung von Verbrauchern so ein Verfahren
00:16:53: einleiten kann und also ein Verfahren richtet sich auch auf die Unterlassung der Praktik. Das haben
00:16:58: wir nämlich nach der EU-Richtlinie und nach dem Gleichbehandlungsgesetz nicht. Hier haben wir
00:17:02: keinen Unterlassungsanspruch, sondern reinen individuellen Schadenersatzanspruch. Das heißt,
00:17:06: ich komme dann zwar in einen Schadenersatz, aber das Unternehmen kann theoretisch so weitermachen.
00:17:12: Es gibt keinen Unterlassungsanspruch. In anderen EU-Länder gibt es auch keine Gesetze,
00:17:16: die Binkdecks per se verbieten. Wird das ein Punkt, wo man ansetzen müsste in Zukunft,
00:17:21: um in dieser Art der Diskriminierung zu unterbinden? Na ja, also auf langfristige Sicht gesehen,
00:17:27: damit Binkdecks verschwindet, braucht es wohl letztendlich ein gesellschaftlichen Wandel,
00:17:31: ein Aufbrechen von diesen traditionellen Rollenbildern, weil Binkdecks geht immer einher mit einem
00:17:37: genderspezifischen Marketing. Als Lebt davon, dass Marketing die Zielgruppen strikt in Mann
00:17:42: und Frau trennt, auch das ist schon einmal so hinterfragen, und schmeißt sich eben aus diesen
00:17:47: nach wie vor verhafteten und auch sehr konsumintensiven Weiblichkeitsnormen,
00:17:51: wie meine Kollegin auch ausgeführt hat. Und da braucht es langfristig gesehen,
00:17:55: einfach ein Wandel in der Gesellschaft. Das geht nicht von heute auf morgen. Deswegen ist kurzfristig
00:18:00: gesehen es wichtig, dass Konsumentdienern vor allem sich bewusst sind, dass es Binkdecks gibt,
00:18:04: dass ein genderspezifisches Marketing einhergeht mit eventuell auch höheren Preisen und auch
00:18:10: entsprechend informiert sind. Was kann ich dann tun? Was kann man denn so als Konsumentin jetzt
00:18:15: konkret machen? Sollten jetzt alle dieses 7 in 1-Champo für Männer einfach kaufen und auch
00:18:20: nutzen? Oder was gibt es dafür Tipps? Na ja, also Grundvoraussetzungen haben
00:18:24: einen Problembewusstsein. Mir ist das ein Begriff und ich habe dann die Möglichkeit,
00:18:27: meine Kaufentscheidung aufgrund dessen zu treffen, indem ich einfach Preise vergleiche,
00:18:32: mir die Backungsinhalt ansehe. Und hier ist schon unser Anspruch, dass Marketing im Grunde genommen
00:18:38: sagen sollte, was ist im Produkt drinnen und was kann es? Und nicht, dass Marketing vorgibt,
00:18:44: für wen ist das Produkt geeignet. Also es fängt ja wirklich so bei Kindern schon an, dass durch
00:18:48: das Marketing festgelegt wird, für welche Zielgruppe das Produkt geeignet sein sollte. Also hier
00:18:53: sollte die Wahlfreiheit auf jeden Fall bestehen, dass ich selbst entscheiden kann, was ich brauche
00:18:59: und nicht das Marketing mir das vorgibt. Ich habe die Möglichkeit bei der Gleichbehandlungskommission,
00:19:05: wenn ich das Gefühl habe, ich werde hier diskriminiert, einen Antrag einzubringen auf
00:19:10: Feststellung, ob das Gleichbehandlungsgebot verletzt worden ist. Und die Gleichbehandlungskommission
00:19:15: prüft dann diesen Fall und er lässt dann sogar ein Rechtsgut achten. Aber die Schwäche daran ist,
00:19:21: es ist nicht verbindlich. Das heißt, wenn ich nicht zufrieden bin mit dem Ergebnis oder das
00:19:26: Unternehmen nicht entsprechend handelt, dann bleibt mir nur der Weg zu Gericht. In dem Weg
00:19:31: beschreiten viele nicht und da haben wir natürlich dann wieder die Konsequenz, dass Rechtsprechung
00:19:35: fehlt und damit auch die Rechtssicherheit fehlt. Was natürlich auch wichtig ist oder was Konsumenten
00:19:40: auf tun können ist, es gibt zahlreiche Initiativen, die gegen Pink Decks auch auftreten. Die kann
00:19:45: man auf jeden Fall unterstützen. Und natürlich ist es auch schön, wenn man miteinander spricht,
00:19:50: so wie wir das hier tun, um einfach zu sensibilisieren. Eine abschließende Frage, was wäre denn
00:19:56: vielleicht das skudilste Produkt, das Ihnen mal aufgefallen ist, das eben diesem Gender Marketing
00:20:01: unterzogen wurde? Ich kann mich erinnern, ich habe mal eine Zahnpasta gesehen, die speziell für
00:20:05: Männer sein sollte. Die war dann irgendwie mit Aktivkohle in Schwarz. Also was ich ganz
00:20:11: spannend finde, sind oft die Bezeichnungen, die gewählt werden. Also ich habe ein Produkt gesehen,
00:20:17: das heißt dann Carbon Active, also um die Männer anzusprechen. Und was natürlich auffällt ist,
00:20:22: dass die Männerprodukte, die werden eben durch solche Begriffe verbunden mit der starke, tolle
00:20:28: Mann und die Frauen, die bekommen den Glow und sind das Seidenmädchen und das Langhaarmädchen. Also
00:20:33: das allein zeigt ja schon auf, wie wir kategorisiert werden. Und was ich natürlich total skurril
00:20:39: gefunden habe, ist dieses Schmerzmittel. Eindeutig, also es ist eins zu eins derselbe Wirkstock. Insofern
00:20:45: skurril, weil eben wie meine Kollegen angesprochen haben, viele Produkte sind ja nicht komplett
00:20:51: ident, sondern das scheinen sich in gewissen Inhaltsstoffen, wo natürlich dann die Frage ist,
00:20:55: inwiefern rechtfertigt das dann vielleicht einen höheren Preis. Aber für diesen Produkt war es
00:20:59: wirklich eins zu eins derselbe Inhalt. Haben Sie noch ein Beispiel vor Größenberger? Ich habe
00:21:04: auch das mit diesen Schmerzstabletten eigentlich am schlimmsten gefunden, weil man schon sagen muss,
00:21:09: wir reden über Frauengesundheit und auch, wie Medikamente getestet werden und ob man sehr
00:21:13: wenig über, schaut man ja, meistens sind die Probanden ja Männer, noch nach wie vor und dann
00:21:18: bringt man ein Schmerzmittel raus, wo man dann vielleicht vermuten oder hoffen könnte, ah das
00:21:23: hat man vielleicht dann nur mal speziell dosiert für Frauen, aber nein, hat man nicht. Das würde
00:21:27: ich ja dann anscheinend machen und im Endeffekt hat man dann dasselbe Produkt nur teurer, weil es
00:21:31: rosa gestaltet ist und sonst gar nichts. Und den Kern der Sache, dass man eben Frauen spezifisch
00:21:37: Medikamente testet und auf das dann eingehen würde, war es nicht und ist eine Mogelpackung. Und ich
00:21:41: denke schon, wir haben es schnell wieder vom Markt genommen, weil der Aufschrei groß war, aber es
00:21:46: ist schon auch vor täuschenfalscher Tatsachen, wenn man da nicht informiert ist und sich das
00:21:50: anschaut und es kauft und denkt, das ist speziell für mich als Frau, denn es ist einfach eine Lüge
00:21:54: und das ist sehr verwirrend und irreführend. Also vom Markt genommen ist es nicht, aber der Preis
00:22:00: wurde angeglichen. Wurde natürlich auch das Unternehmen oder Hersteller kontaktiert und nach
00:22:05: der Begründung gefragt und da kamen dann Aussagen wie, naja, die rosa rote Backung wäre leichter
00:22:10: im Regal aufzufinden und was ja auch ein Aspekt an der Sache war, es war ja auch eine kleinere,
00:22:14: also Mengen, diese kleinere Verpackung und da war die Begründung naja Frauen müssten das zuerst
00:22:18: einmal ausprobieren, ob das okay ist für sie, deswegen auf die kleinere Verpackung, die aber
00:22:22: im Nebensatz eben auch teurer war. Aber wenigstens wurde ein bisschen darauf reagiert auf die Kritik,
00:22:27: die da kamen, oder? Ja, also da sieht man, wie wichtig das ist, dass sich einfach auch kritische
00:22:31: Masse bildet, habe ich eine kritische Masse, die gerechtere Preise einfordert, dann steigt natürlich
00:22:36: auch die Wahrscheinlichkeit, dass Anbieter, Händler, Hersteller, Dienstleister darauf reagieren.
00:22:41: Dann können wir das auf jeden Fall schon mal als Ansporen für die Zukunft mitnehmen. Vielen
00:22:45: Dank fürs Gespräch. Dankeschön. Sehr gerne, danke. Zu sammelfassen können wir also festhalten,
00:22:51: dass wir als Konsument*innen auch beeinflussen können, ob es die PinkTags weiter gibt, zumindest
00:22:57: in einem bestimmten Warmen. Wichtig dafür ist, dass wir eben überhaupt wissen, dass es sie gibt
00:23:02: und dafür haben wir hoffentlich heute einen Beitrag leisten können. An euch vielen Dank fürs
00:23:07: Zuhören, das war "Lohnt sich das?" der Standard-Podcast über Geld. Wenn euch diese Folge gefallen hat,
00:23:12: lasst uns gerne eine gute Bewertung da oder teilt sie mit jemandem der oder die mehr über die
00:23:17: PinkTags wissen sollte. Feedback und Fragen schickt ihr uns am besten an podcast@standard.at. Diese
00:23:24: Folge wurde produziert von Christoph Neuwert. Ich bin Annika Dangen. Ciao und bis zum nächsten Mal.